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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
101.1982
Seite: 227
(PDF, 45 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1982/0229
Die Barockisierung der Niederrotweiler St. Michaelskirche

Ein Beitrag zur Baugeschichte der ältesten Kirche im Kaiserstuhl

Von

Hermann Brommer

Die im Kern frühromanische Kirche Niederrotweils 1 umschließt im Chorraum
den spätgotischen Schnitzaltar, den J. Sauer eine „Spitzenleistung deutscher Bildschnitzkunst
'4 nannte und — zusammen mit dem Breisacher Hochaltar — als den
„Höhepunkt oberrheinischer Skulptur in einem eigenwillig barocken Stil der verklingenden
Gotik'4 anerkannte. Neben dem Meisterwerk des Hauptaltars bestimmen
in der restaurierten Kirche wieder gotische Decken- und Wandfresken den
Chorraum, während im Langhaus Reste einer Barockausstattung Akzente setzen
und zu dem in Jahrhunderten gewachsenen Raumbild der Niederrotweiler Kirche
beitragen. Deren Barockisierung in der Zeit um und nach 1700 als bisher kaum
beachteten Abschnitt der Baugeschichte darzustellen, soll diesem Beitrag vorbehalten
sein, den ich Herrn Professor Dr. Berent Schwineköper als Zeichen dankbarer
Verbundenheit widmen möchte.

Nach einer Gotisierung des Chorraums wohl in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts
folgte eine Raumerweiterung im Langhaus mit einem nördlichen Seitenschiff
(um 1500), die das Aufbrechen der frühromanischen Wand und die gotische
Arkatur bedingte. Anfügung einer größeren Sakristei am Chor, Einbau eines
neuen Sakramentshäuschens (1492) und Errichtung des Schnitzaltars (ca.
1518/19) durch den geheimnisumwitterten „Meister HL"2 geben weitere Hinweise
auf eine spätgotische Modernisierung der Kirche.

Während Schäden an Kirche und Altar während des Bauernkriegs auf Grund
der historischen Sachlage auszuschließen sind, brachten die Belagerungen Breisachs
durch die Schweden im Dreißigjährigen Krieg große Gefahr für die Niederrotweiler
St. Michaelskirche mit sich. Pfarrer F. N. Wilhelm berichtete 1738, was
er darüber als Ortsüberlieferung gehört hatte: ,,1630 seind in dem Rotweiler
Pfarrkirchen-Turm ansehnliche Glocken gehangen", die verloren gegangen seien,
als zu ,,bemelter Zeit die Schweden ins Land eingedrungen, sich vor Breisach gelagert
und alles im Land in Grund verheeret" hätten. ,,Nach beschehener Eroberung
von Breisach seind die Schweden mit Pferd und Wagen auf Niederrotweil
gefahren, haben den Glockenstuhl in dem Turm angezündet, die Glocken verschmolzen
; was sie haben können aufladen, in Breisach hineingeführet. Indessen
sahen die noch übrige wenige Rotweiler in Breisach /: allwo sie in der Flucht
waren:/ den Turm zu Niederrotweil brennen." 3 Die erlittenen Schäden wurden
erst lang danach beseitigt. Sie trugen wohl neben seelsorglichen Motiven mit dazu
bei, im ersten Drittel des 18. Jahrhunderts eine Barockisierung der St. Michaelskirche
einzuleiten.4

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