Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
101.1982
Seite: 248
(PDF, 45 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1982/0250
Der hier gemeinte Thaddäus Rinderle, der berühmte Mechaniker und Mathematiker
des Klosters, wurde 1748 in Staufen i. Br. geboren und trat 1766 in das
Benediktinerkloster St. Peter ein, nachdem er dort schon das Klostergymnasium
besucht hatte. 1767 legte er Profeß ab und empfing 1772 die Priesterweihe. Zuvor
hatte er sich neben seiner philosophischen und theologischen Ausbildung in
St. Peter auf Wunsch des Abtes einem zusätzlichen Studium der Mathematik an
der Universität Salzburg gewidmet. Später war er als Dozent in St. Peter und anderen
Klöstern tätig und befaßte sich als überaus geschickter Mechaniker vor
allem mit der Uhrmacherei. Zahlreiche Erfindungen und Verbesserungen auf diesem
Gebiet werden ihm zugeschrieben. Seine astronomisch-geographische Pendeluhr
im Staatlichen Uhrenmuseum in Furtwangen gibt Zeugnis von seinem hervorragenden
Können. Seit 1787 war er provisorischer Lehrer, seit 1788 ordentlicher
Professor der angewandten Mathematik an der Universität Freiburg, blieb jedoch
Mönch von St. Peter. Seit 1819 lebte er in Freiburg im Ruhestand und ist hier
1824 gestorben. Sein Grabmal auf dem Alten Friedhof trägt die bemerkenswerte
Inschrift: ,,Vieles hat er bestimmt mathematisch mit Ziffer und Buchstab', Aber
die Stunde des Tods bleibt unbekannter als X".13

Welchen Anteil Thaddäus Rinderle an der Herstellung der beiden Globen hatte,
erfahren wir genauer aus dem Tagebuch von Abt Ignaz Speckle, das im Gegensatz
zu den lateinisch abgefaßten Kapitelsbeschlüssen in deutscher Sprache niedergeschrieben
ist. So notierte der Abt am 2. November 1802, am gleichen Tag also,
an dem auch die letztgenannte Kapitelssitzung stattfand: ,,Nachmittags macht
P.Thaddä Anstalten, die Erd- und Himmelskugel ... zu exportieren. Die Globi
sind 3 Schuh im Diameter, wurden ganz hier verfertiget. P.Thaddä drehete die
großen Messagezirkel, P. Landelin schrieb sie mit eigener Hand. Diese Globen
waren eine der großen Zierde unserer Bibliothek. Abends um ein halb 5 Uhr wurden
sie weggetragen44. Schmerzlich bewegt fügt der Abt hinzu: „Ich konnte es
nicht ansehen. So fängts an, daß alles, was unsere Väter und wir gesammelt
haben, zerstreuet, und eine Anstalt zerstöret wird, welche über 700 Jahre gedauert
und nicht ohne Nutzen gedauert hat. Sit nomen Domini benedictum".14

So kamen die Globen im Jahre 1802, noch vor der Aufhebung des Klosters, in
den Besitz der Universität Freiburg, und diese hat sie gerne angenommen. Im
Protokoll des Consistorium academicum vom 9. November 1802 wird berichtet:
,,Herr Professor Rinderle habe die zwen Globos ..., welche in seiner Art ihm
gehören, und deren er bei seinen mathematischen Vorlesungen bedürfe, in die
akademische Bibliothek mit Vorwissen und Begnehmigung seines Herrn Prälaten
gegen dem übersetzen lassen, daß, wenn das Stift diese Requisiten wieder brauchen
sollte, man nicht entgegen seyn werde, sie demselben wieder zukommen zu
lassen".15 Auch nach der Überlassung der Globen an die Universität behielt Prof.
Rinderle offenbar ein Gebrauchsrecht an ihnen, wie er es wohl schon in St. Peter
besessen hatte; vielleicht hatte er sie dort zum Unterricht für die Klosterschüler
und zur Belehrung der Schwarzwälder Uhrmacher verwendet. So wurden die Globen
als sein Eigentum oder wenigstens als sein Besitz betrachtet. Jedenfalls hat
Rinderle nach seiner Pensionierung (14. Januar 1819) ,,der hohen Schule mit den
beyden großen Erd- und Himmelsglobus, die bereits auf der Bibliothek stehen,

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