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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
101.1982
Seite: 276
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1982/0278
Hübschs unterscheidet sich folglich im wesentlichen konstruktiv von ihrem
Modell, dem byzantinischen Monument, hat aber, dessen echt architektonischen
Geist verpflichtet, den Typus gemeinsam. Dieser ist ein Grundbegriff in der
Architektur, den Quartremere de Quincy 1832 als eine Idee, die dem Modell als
Regel dient, definiert: ,,Le mot type presente moins Pimage d'une chose ä
copier ou ä imiter completement, que Pidee d'un element qui doit lui-meme servir
de regle au modele. [...] Le modele, entendu dans Pexecution pratique de Part,
est un objet qu'on doit repeter tel qu'il est; le type est, au contraire, un objet
d'apres lequel chacun peut concevoir des ouvrages qui ne se ressembleroient pas
entre eux. Tout est precis et donne dans le modele; tout est plus ou moins vague
dans le type. Aussi voyons-nous que Pimitation des types n'a rien que le sen-
timent et Pesprit ne puissent reconnnoitre."9 Das Modell, das demnach wortgetreu
zitiert sein will, steht dem mehr oder weniger unbestimmten Typus entgegen.
Projekte, die sich nicht unbedingt gleichen, aber aus einem gemeinsamen typolo-
gischen Entscheid entwickelt worden sind, lassen sich analytisch auch auf einen
Typus zurückführen. Die Analyse der Architektur Hübschs, die zu ihrem Modell
inkongruent ist, kann aber einen dem Modell entsprechenden Typus aufzeigen.
Hier möchte ich nicht verschweigen, daß schon in der fraglichen Zeit neben der
entscheidenden Wahl des Typus die Wahl des Bildes in der Architektur eine Tendenz
festlegen konnte. Die Friedrich Werdersche Kirche, die Karl Friedrich
Schinkel 1821—30 in Berlin in gotischem Stil errichtet, zeigt im Planungsstadium
auf der Grundlage der gleichen typologischen Wahl eine antike Bildkonstruktion.10
Somit entscheidet nicht in erster Linie das Bild, sondern die richtige Wahl des
Typus über die Architektur. Der architektonische Raum resuliert letzten Endes
aus dem typologischen Entscheid als einem architektonischen und darauf aufzubauenden
konstruktiven Konzept.

Hübsch schreibt 1828, daß das Wirken des Künstlers „hauptsächlich in der
speziellen Gestaltung und Zusammensetzung der architectonischen Elemente nach
der besonderen Bestimmung des Gebäudes bestehe" 11 und 1832 erklärt Francesco
Milizia die Bequemlichkeit eines jeden Gebäudes hauptsächlich von drei Dingen
abhängig, ,,von seiner Lage, seiner Gestalt und der Anordnung seiner Teile." 12
Die Bestimmung eines Gebäudes, oder dessen Bequemlichkeit lassen dem Architekten
keine beliebige Wahl zur Anordnung der architektonischen Elemente. ,,En
tout pays, Part de bätir regulier est ne d'un germe preexistant. II faut un antece-
dent ä tout; rien, en aucun genre, ne vient de rien." 13 Die Baukunst geht folglich
überall auf einen schon zuvor bestehenden Keim zurück, so daß Allem etwas vorangeht
und nichts aus dem Nichts entstehen kann. Die richtige typologische Wahl
kann aber nur aus einem analytischen Verständnis der Architekturgeschichte, die
zum Entwurfsmaterial dient, getroffen werden und zur Definition eines Systems
der Architektur verhelfen, in der die beliebige Erfindung eben keinen Platz hat.
Dieser Gedanke wird noch heute diskutiert, wenn Giorgio Grassi schreibt, daß
die Architektur ihre realistische Bestimmung nur dann findet, „wenn sie sich auf
ihre Grundlage, ihre Tradition besinnt." 14

Eine Analyse der Ludwigskirche erscheint mir somit für die Geschichte und
Theorie der Architektur notwendig, um Hübschs Verständnis im theoretischen

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