Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
101.1982
Seite: 324
(PDF, 45 MB)
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durchaus legitim, bei aller Wahrung barocker Grundkompositionen wie Grundriß
und Aufriß und der Anwendung entsprechender Ornamente und Gliederungselemente
Spätformen der oberitalienischen Renaissance einzubeziehen, wie dies
Friedrich Thiersch bei dem Münchener Justizpalast 1897 tat. In ähnlicher Weise
gingen auch Karl Hasenauer und Gottfried Semper bei den Hofmuseen in Wien,
der neuen Hofburg und dem Burgtheater vor, nur daß hier die barocke Gesamtkomposition
im einzelnen Detail durch klassizistische Stilelemente ergänzt wurde.

Übrigens sei an dieser Stelle angemerkt, daß uns auch die Definition und die
Einordnung des Klassizismus zunehmend Schwierigkeiten bereiten wird, da die
neuere Kunstforschung geneigt ist, zwischen einem archäologischen, einem romantischen
und einem allgemeinen Klassizismus zu unterscheiden. Hinzu kommt
die englische Kunstwissenschaft, die den kontinentalen Begriff des Klassizismus
nicht kennt; für sie ist der Klassizismus der Neo-Klassizismus, was die Einordnung
(neo-)klassizistischer Bauten des Historismus nicht gerade erleichtert. Im
übrigen haben sich die Kunsthistoriker auf ihrer denkwürdigen Tagung 1966 auf
Schloß Anif bei Salzburg nicht nur grundlegend mit dem Begriff des Historismus
auseinandergesetzt und die vorstehend dargelegte Einteilung sanktioniert, sondern
zugleich auch deutlich gemacht, daß der im englischen Sprachbereich gültige Begriff
des Historizismus mit dem kontinental-europäischen Historismus identisch
sei. Abschied nahm man auf dieser Tagung gleichzeitig von den unzutreffenden
Bezeichnungen „Eklektizismus" und „Manierismus" für Stilformen im Rahmen
des Historismus. Eklektizistische und manieristische Kunstauffassungen hat es
fast in allen Stilepochen gegeben. Beide Begriffe eignen sich also nicht zur Kenntlichmachung
eines einheitlichen Stiles. Allerdings wird man auch festzustellen
haben, daß es historisierende Rückgriffe gleichfalls in vielen Epochen gegeben
hat und daß das ob seiner Funktionalität so viel gerühmte 20. Jahrhundert in erheblichem
Maße auf historische Stilmittel zurückgriff. Gemeint sind nicht etwa
Leistungen des Wiederaufbaues oder einer machmal umstrittenen Anpassungs-
Architektur, sondern Werke, wie sie auch der als avantgardistisch geltende Architekt
Bruno Taut beispielsweise für Magdeburg konzipiert hat.

Setzen wir den Jugendstil, der allgemein als legitimer und befreiender Nachfolger
des Historismus gilt, mit der Jahrhundertwende, also „um 1900" an, so ist
dies auch die Entstehungszeit des Dritten Barock. Diese Feststellung mag zunächst
widersprüchlich erscheinen, da noch vorstehend postuliert wurde, daß der
Dritte Barock aus dem Jugendstil entstanden sei und parallel mit den anderen
Stilentwicklungen lief. Für Freiburg wird man tatsächlich feststellen können, daß
es sowohl einen nahtlosen Übergang von Späthistorismus zum Dritten Barock,
als auch eine Entwicklung gibt, die vom Jugendstil zum Dritten Barock führt.
Dies läßt sich nicht nur an den Zeugnissen der Architektur, sondern auch an dem
Schaffen bestimmter Architekten feststellen. Dafür, daß es sich bei dieser Entwicklung
um keine regionale Sonderform handelt, mag an dieser Stelle das architektonische
Schaffen von Josef Hoffmann als Beleg genügen. Konkret denkt der
Verfasser an die Häuser Primavesi und Ast und an die Villen-Kolonie Kaasgra-
ben in Wien. Eine parallele Entwicklung ist bei den Freiburger Architekten Rudolf
Schmid und Arthur Levi zu beobachten. Rudolf Schmid baute mit der Villa

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