Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
102.1983
Seite: 10
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1983/0012
Die Emanzipation von ihren Grafen war für die Stadt politisch zwar vorteilhaft
, da sie sich innerhalb des vorderösterreichischen Herrschaftsverbandes relativ
frei bewegen konnte, zumal der Landesherr im entfernten Innsbruck bzw.
Wien saß, brachte jedoch eine finanzielle Katastrophe mit sich. Die riesigen Summen
, die die Stadt für ihren Loskauf und die Unkosten des Befreiungskriegs aufzubringen
hatte, wurden von der österreichischen Abfindung, die die Herzöge
ohnehin erst in Raten nach vielfachen Verpfändungen auszuzahlen vermochten,
keinesfalls wettgemacht.4 Die Darlehen, die Freiburg vornehmlich von Basler
Bürgern aufzunehmen gezwungen wurde, ergaben innerhalb von fünf Jahren
einen Schuldenberg, der sich auf annähernd 120 000 fl belief, eine für die damalige
Zeit schier unvorstellbare Summe.5 Die jährliche Verzinsung und Tilgung der
Schuldsumme belasteten das ganze 15. Jahrhundert hindurch den städtischen
Haushalt. Erst Mitte des 16. Jahrhunderts wurde Freiburg finanziell einigermaßen
wieder solide.6 Die Schuldenlast lähmte das gesamte Wirtschaftsleben der Stadt.
Hohe direkte und indirekte Steuern vertrieben Einwohner und schreckten mögliche
Zuziehende zugleich ab; an eine expansive Wirtschaftspolitik war nicht zu
denken, weil Kapital für Investitionen von der Schuldentilgung und Zinszahlung
weitgehend beansprucht wurde. Daß die Stadt nicht bankrott machte (wie mehrere
deutsche Städte im 15. Jahrhundert), zeugt von ihrer verbissenen Überlebenskraft
.7

Die Verschuldung der Stadt war deswegen so verhängnisvoll, weil auch ihre
wirtschaftliche Kraft nachließ. Die Blüte des 13. und 14. Jahrhunderts hatte sich
aus einem ausgedehnten Fernhandel entwickelt, der auf dem Ertrag des Silberbergbaus
am Schauinsland beruhte. Ab Mitte des 14. Jahrhunderts gingen Ertrag
und Investitionen jedoch stark zurück, vor allem wegen des technisch immer
schwieriger und kostspieliger werdenden Abbaus.8 Der damit einsetzende wirtschaftliche
Niedergang hatte einen auszehrenden Bevölkerungsverlust zur Folge,
der die Steuerkapazität der verbleibenden Einwohner reduzierte und damit die
Schuldentilgung zusätzlich erschwerte. Die Kaufleute, die der Stadt ihr wirtschaftliches
Gepräge gegeben hatten, zogen sich immer häufiger aufs Land zurück
, wo sie in den niederen Adel aufgingen.9 Übrig blieb nur die Masse der einfachen
Handwerker, die sich einer schrumpfenden wirtschaftlichen Existenz
gegenübersahen. Somit sank die Stadt auf das Niveau einer gewerblichen Mittelstadt
zurück, deren Wirtschaft zunehmend von den Interessen der Zünfte geprägt
wurde, die 1392 zum ersten Mal größere politische Macht errangen, um sich dann
im Laufe des 15. Jahrhunderts als tragende politische Kraft durchzusetzen.

Im Kontrast zu den Zeiten des Fernhandels lebte Freiburg zunehmend vom
Warenaustausch mit dem Umland; die handwerklichen Erzeugnisse wurden mit
der Landbevölkerung gegen Zufuhr von Agrarprodukten auf dem Markt getauscht
. Die Beziehungen zum unmittelbaren Umland gewannen daher an Bedeutung
und wurden nach 1368 einer starken Wandlung unterzogen. Schon vor 1368
hatten selbstverständlich Bevölkerungszuwachs und Ressourcenknappheit zum
Vordringen der Stadt auf das platte Land geführt. Neue Vororte wurden gegründet
bzw. schon vorhandene Siedlungen einverleibt. Die umfangreichen Wäldereien
der Stadt, die noch heute zum großen Teil existieren, stammen vorwiegend aus

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