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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
102.1983
Seite: 12
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Ausbürgern von zunehmenden Schwierigkeiten begleitet. Ihr Status bedeutete ja,
daß sie aus dem dörflichen Rechts- und Steuerverband ausschieden und sich städtischen
finanziellen und militärischen Pflichten unterwarfen. Schon beim Übergang
an Österreich hatte sich Freiburg gegenüber den Markgrafen und anderen
Herren im Breisgau verpflichten müssen, sich ihrer Ausbürger zu entledigen.12
Dennoch konnte Freiburg — und in kleinerem Umfange auch Breisach — seine
bäuerlichen Ausbürger hinüberretten und trotz ausgedehnter Rechtsprozesse das
15. Jahrhundert hindurch halten. In dieser Hinsicht stellte Freiburg unter den
südwestdeutschen Städten durchaus eine Ausnahme dar.13

Warum wollte Freiburg an diesen Ausbürgern so zäh festhalten, brachten sie
doch der Stadt nur zunehmend Ärger mit den benachbarten Dorfherren? Schließlich
waren die Ausbürger jedoch ein Mittel, die sehr geschwächte demographische,
finanzielle und militärische Lage der Stadt so lange zu stützen, als die Stadt ihre
interne Bevölkerungs- und Wirtschaftsstruktur nicht sanieren konnte, abgesehen
davon, daß Freiburg bei den Bauern gleichsam eine Gefolgschaft schuf. Daß
Freiburg seine Ausbürger ins 16. Jahrhundert hinein beibehielt, war allerdings nur
auf Kosten einer rechtlichen Gleichstellung mit den herrschaftlichen Leibeigenen
zu erreichen.14 Dennoch sah sich die Stadt gezwungen, zwischen 1505 und 1549
drei der größten Ausbürgergemeinden — Waltershofen, Merdingen und Neuershausen
— gegen eine hohe Abfindung an die Dorfherren (die übrigens alle adlige
Ausbürger waren) zu veräußern und die rechtliche Hoheit damit aufzugeben.
Trotzdem hielt sich eine stattliche Zahl von Ausbürgern in anderen Dörfern des
vorderösterreichischen Breisgaus, bis die Stadt gegen Ende des 16. Jahrhunderts
den Entschluß faßte, ihrer ganz ledig zu werden.15

Der Schwerpunkt der städtischen Territorialpolitik hatte sich bis dahin längst
von der Aufnahme von bäuerlichen Ausbürgern auf den Erwerb eines Landgebiets
verlagert.

Die Beziehungen der Stadt zu ihrem Umland müssen nicht nur nach politischrechtlichen
, sondern ebenso sehr nach wirtschaftlichen und strategischen Kriterien
beurteilt werden. Der Umschwung vom Fernhandel auf den Umtausch mit dem
unmittelbaren Absatzgebiet ließ die ökonomische und verkehrspolitische Bedeutung
des Umlandes viel stärker in den Vordergrund treten. Hier war es für die
Stadt geradezu fatal, daß ihr wirtschaftlicher Niedergang mit einer Epoche aufblühender
ländlicher Wirtschaft einherging, die jenen wiederum beschleunigte.
Schon 1446 beschwerte sich die Stadt:

,wie ein statt fryburg ... mercklich zü abgang komen sigen durch das, das
alle gewerb und handtwerck uff dem land geuffet werden.'16

Diese Klage, die sich während des 15. und 16. Jahrhunderts immer häufiger
wiederholt, wurde von den breisgauischen Städten auf dem Landtag regelmäßig
vorgetragen.17 Daß der Freiburger Markt und die städtischen Zolleinnahmen stark
darunter litten, bestätigte die Stadt 1486 in einer Eingabe an Erzherzog Siegmund
:

,unser merckt gond ab, alle gewerb, salcz, ysen, tüch, und ander kouff
fronwagen, alle handtwerk und badstuben werden umb uns gemeret, und
mag sich der gemain man nit enthalten.'18

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