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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
102.1983
Seite: 17
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wären, etc, und vil andre stuck betracht. Und ist mit ächtwer, nuw und
alten räten erkent, den anzenemen.'44

Der Befürchtung, daß Maximilian die finanzielle Belastbarkeit der Stadt überschätzte
, stellte sich wohl die Abneigung der Stadt gegenüber, sich mit den Markgrafen
von Baden anzulegen. Die Übernahme der drei Dörfer erfolgte just in der
Zeit, in der die Erwerbungen im Dreisamtal ihren Höhepunkt erreichten. Wenn
die Stadt ein genuines Interesse an einer Machterweiterung im Westen besessen
hätte, hätte sie sich wohl bei dieser günstigen Gelegenheit alle Mühe gegeben, die
Pfandschaft zu behalten.

Der Erwerb von Kirchhofen 1543 wirkt noch abwegiger, was dem Rat auch
bald einleuchtete, denn er stieß die Herrschaft nach zwei Jahren wieder ab. Ich
bin geneigt, den kurzen Besitz von Kirchhofen ebenfalls als Gelegenheitskauf
anzusehen, zumal es der Stadt ab 1540 endlich wieder finanziell besser ging, so
daß solche spekulative Transaktionen durchaus im Bereich des Er wägbaren lagen.
Allerdings hatte Freiburg im sogenannten Kirchspiel — Kirchhofen, Ambringen,
Ehrenstetten — eine stattliche Ausbürgergemeinde ins 16. Jahrhundert hinüberretten
können, so daß der Kauf der Herrschaftsrechte dem Schutz seiner Untertanen
mitunter gedient haben mag. Beim Erwerb von Horben und Lehen wirkte
offenbar ein abrundendes Moment mit, das nicht weiter zu verwundern braucht.
Immerhin verdient es, darauf hingewiesen zu werden, daß ab etwa 1550 die Stadt
zum ersten Mal seit zweihundert Jahren teilweise erhebliche Überschüsse im jährlichen
Haushalt zu erzielen begann. Daher mag der Erwerb der zwei Dörfer als
eine mögliche Kapitalanlage betrachtet werden. Nach den jüngeren Forschungen
von Norbert Ohler legte die Stadt ihre Überschüsse in diesem Zeitraum auffallenderweise
sonst überhaupt nicht an, sondern trug sie im laufenden Haushalt von
Jahr zu Jahr vor.45

Die Gründe für den Aufbau des Territoriums im Dreisamtal mögen angesichts
der oben geschilderten wirtschaftlichen und verkehrsstrategischen Interessen der
Stadt zunächst so überzeugend erscheinen, daß die bisherige Forschung verständlicherweise
von einer gezielten und konsequenten Politik ausgegangen ist. Diese
Auffassung bedarf jedoch einer eindringlichen Überprüfung. Daß die allgemeine
Lage der Stadt eine Gebietserweiterung im Dreisamtal nahegelegt habe, braucht
nicht weiter bestritten zu werden. Nur darf man deswegen nicht daraus schließen,
daß die Stadt immer mit der Konsequenz besserer Einsicht gehandelt habe. Ausschlaggebend
ist vor allem, daß die städtische Territorialpolitik nicht nur nach
den subjektiven Bedürfnissen, sondern ebenso sehr nach den objektiven Möglichkeiten
beurteilt werden muß. Aus dieser Perspektive gewinnt die Errichtung der
Dreisamer Talvogtei einen ganz anderen Charakter.

Es ist zunächst augenfällig, daß der Erwerb der St. Märgener Grundherrschaft
lediglich fünf Jahre nach dem Kauf von Herdern geschah. Zwischen 1457 und
1463, in einer Zeit also, wo die städtische Wirtschaft ihren Tiefpunkt erreicht
hatte, gab die Stadt 8300 fl für Besitzerwerb aus, eine Summe, die das damalige
Jahreseinkommen der Stadt um einiges übertraf. Rechnet man doch den Rückkauf
des verpfändeten Dorfes Adelhausen 1459 hinzu, das zusammen mit dem
Schultheißenamt und Herrschaftszoll als weitere Verpfändungen 2000 fl aus-

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