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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
102.1983
Seite: 20
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allem war Armbruster der Auffassung, daß der Erwerb von Kirchzarten den besonderen
Widerstand Maximilians hervorrief.52

Es ist zwar richtig, daß der König Bedenken äußerte, diese richteten sich aber
keineswegs gegen den Erwerb schlechthin, sondern vielmehr gegen die Art des Erwerbs
. Der König brachte zweierlei vor: erstens, daß Dietrich von Blumeneck,
sein Hofrat, nicht um seinen Anteil am Erlös des einen Drittels der insgesamt
zwei Drittel der Güter, die Konrad von Halfingen, der andere Verkäufer, an die
Stadt veräußern wollte, gebracht werden durfte.53 Zweitens mißfiel dem König,
daß die Stadt ein befestigtes Schloß ohne seine vorherige ausdrückliche Einwilligung
erworben hatte: dies stünde einer Landstadt nicht zu.54 Die Auseinandersetzung
zwischen Blumeneck und Halfingen wurde schon 1493 beigelegt;55 1495
wurde einer Freiburger Gesandtschaft, die zur Erlangung einer Reihe von wirtschaftlichen
und politischen Vergünstigungen zum König auf den Reichstag nach
Worms reiste, der Kauf von Schloß und Dorf Kirchzarten u. a. anstandslos bestätigt
und beglaubigt.56

Gerade der Kauf von Kirchzarten zeigt, wie sehr die Stadt auf die augenblickliche
Verlegenheit der Verkäufer angewiesen war. Derselbe Dietrich von Blumeneck
zusammen mit seinem Bruder Rudolf hatte nämlich 1491 die gemeinsame
Herrschaft Lenzkirch — wohl aus Geldnot — an die Grafen von Fürstenberg um
6600 fl verkauft. In dieser Transaktion wurden zusätzlich einige Realeinkünfte zu
Birken im Dreisamtal sowie der Jahrzoll zu Zarten miteinbegriffen. Ausgerechnet
diese letzteren — die Erlenhöfe und den Jahrzoll — verkaufte Fürstenberg dann
elf Jahre später um 450 Goldgulden an die Stadt Freiburg.57 Man darf also getrost
behaupten, daß diese Erwerbungen viel eher indirekt aus der ursprünglichen
Geldnot der Gebrüder Blumeneck erfolgten, als daß die Stadt sie gezielt angestrebt
hätte.

Kehren wir zur Haltung Maximilians zurück. Der Verdacht, daß der König die
Bestrebungen der Stadt, sich durch den Erwerb von Ländereien nach außen abzusichern
, grundsätzlich mißbilligte, ist aus den oben aufgeführten Überlegungen
völlig abwegig. Es sei daran erinnert, daß Maximilian 1495 die Stadt zur Übernahme
der drei verpfändeten markgräflichen Dörfer aufforderte; damals stammten
die Bedenken von städtischer, nicht von königlicher Seite. Ferner muß betont
werden, daß in den 1490er Jahren der König sich nach Kräften bemühte, die angeschlagene
wirtschaftliche und finanzielle Lage der Stadt durch eine Reihe wichtiger
Reformen zu sanieren. Er billigte die Abtragung der Schuldenlast, die Beschneidung
der klösterlichen Immunitäten; er förderte Maßnahmen zur Belebung
der städtischen Wirtschaft und gründete 1516 einen dritten Jahrmarkt.58

1510 stellte er obendrein einen Schirmbrief für die bäuerlichen Ausbürger aus,
obgleich ihm klar gewesen sein durfte, daß ihre Stellung inzwischen anomal geworden
war.59 Man darf auch nicht vergessen, daß Maximilian 1498 den einzigen
Reichstag in der Geschichte der Stadt nach Freiburg einberief. Diese Zeichen seiner
Gunst entstammten keineswegs einer angeblichen Vorliebe des Königs für
Freiburg, wie die ältere Lokalforschung gerne behauptete, sondern handfesten
politisch-strategischen Interessen. Durch seine Heirat mit Maria von Burgund,
der Tochter Karls des Kühnen, gewann Vorderösterreich bei Maximilians Regie-

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