Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
102.1983
Seite: 21
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1983/0023
rungsantritt 1490 zum ersten Mal seit dem Anfang des 15. Jahrhunderts eine
Schlüsselposition in der habsburgischen dynastischen Politik. Da Freiburg die
weitaus bedeutendste Stadt Vorderösterreichs war, lag es durchaus im königlichen
Interesse, die Macht der Stadt, sogar durch den Aufbau eines ländlichen Territoriums
, zu festigen.

Die Ergebnisse dieser Untersuchung lassen sich folgendermaßen thesenhaft
zusammenfassen:

1. Die Territorialpolitik Freiburgs im 15. Jahrhundert entspringt dem allgemeinen
Bedürfnis der Stadt, sich wirtschaftlich und politisch gegenüber dem Umland
abzusichern.

2. Innerhalb dieser Politik sind verschiedene Richtungen zu erkennen, wovon der
Aufbau eines ländlichen Herrschaftsgebiets nur einen Aspekt darstellte. Der
Aufbau war weder so gradlinig noch so selbstverständlich, wie eine einseitige
Betrachtung der subjektiven Interessen der Stadt suggerieren möchte.

3. Der Aufbau eines Territoriums ersetzte nicht die anderen Momente der städtischen
Machtausdehnung auf das platte Land — Beziehungen zum Adel, Haltung
von bäuerlichen Ausbürgern —, sondern ergänzte und vollendete sie.

4. Mit Raiser ist festzuhalten, daß spätmittelalterliche Städte bereit waren, sehr
viel Geld für ein Territorium auszugeben, wenn das Ziel die wirtschaftliche
und verkehrsstrategische Sicherheit der Gemeinde war. Dabei legten die Städte
auf den finanziellen Ertrag der Ländereien relativ geringen Wert, waren auch
nicht bestrebt, die rechtlichen Verhältnisse der Untertanen zu ihren Günsten
umzukrempeln.60 Die wenig intensive Verwaltung der Talvogtei im 16. Jahrhundert
beweist dies im Falle Freiburgs zur Genüge.61 Hier fällt der Gegensatz zu
Herdern besonders kraß ins Auge.

5. Der Aufbau eines Territoriums kennzeichnet vor allem die zunftregierten,
handwerklich organisierten Städte, die auf Warenaustausch mit ihrem unmittelbaren
Hinterland angewiesen waren.62 Doch darf Freiburgs Territorialpolitik
nicht in einen zu engen Zusammenhang mit dem politischen Sieg der Zünfte,
vor allem nach ihrer Restaurierung 1459, gesetzt werden. Schon 1316, lange vor
dem Übergang an Österreich und dem wirtschaftlichen Niedergang der Stadt,
zahlte nämlich Freiburg 50 Mark Silber dafür, daß keine Straße durch den
Simonswald gebaut wurde.63

Freiburgs Territorialpolitik kann man erst dann richtig beurteilen, wenn man
sie nicht nur aus ihrer internen Logik heraus versteht, sondern sie als Bestandteil
der gesamten Geschichte Freiburgs im Spätmittelalter wertet. Erst die Widersprüchlichkeiten
, Schwierigkeiten und Ambivalenzen der konkreten Situation,
woraus sie hervorgingen, machen Freiburgs territorialen Bestrebungen im ausgehenden
Mittelalter historisch plausibel.64

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