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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
102.1983
Seite: 27
(PDF, 33 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1983/0029
Basel gaben das Geleit bis zum Münster. Bevor der Leichnam in einem Hochgrab
hinter dem Hochaltar im Chor beigesetzt wurde, hat man den Sarg noch einmal geöffnet
, damit jedermann die Tote sehen könne. Sie war einbalsamiert worden, in
einen gelben, seidenen mit Gold verzierten Rock gekleidet, hatte ein weiß seidenes
Tuch auf dem Haupt, das mit einer goldenen Krone geschmückt war.4

Heute steht der Sarkophag nicht mehr an der ursprünglichen Stelle. Er wurde in
eine Nische des Chorumgangs auf der linken Seite versetzt, was offenbar mit den
Beschädigungen des Chores bei dem großen Erdbeben von 1356 zusammenhängt.
Aus rotem Sandstein gehauen und leicht bemalt, deckt eine Grabplatte mit liegender
Frauengestalt und einem Kind zur Seite den etwa zweieinhalb Meter langen wappengeschmückten
Sarkophag5, dem die kunsthistorische Literatur den Rang einer der
,,edelsten Leistungen der gotischen Plastik" beimißt.

Heute befinden sich — im Gegensatz zur Speyerer Kaisergruft — in dem Sarkophag
des Basler Münsters keine Gebeine der Habsburger Toten mehr. Sie wurden im
Jahre 1770 im Zuge der Verlegung des Habsburger Erbbegräbnisses aus der ehemaligen
Klosterkirche zu Königsfelden im Aargau nach dem Kloster St. Blasien ebenfalls
dorthin verbracht. Ohne daß eine Erinnerungstafel oder Inschrift davon berichtet,
war in dem Basler Münstergrab auch ein zweiter Sohn König Rudolfs beigesetzt
worden, der jugendliche Hartmann von Habsburg. Er ertrank, erst 18jährig, am
Sonntag vor Weihnachten des Jahres 1281 im Rhein bei Breisach, als er mit einem
Nachen den Fluß überqueren wollte.6

Einen tragischen Abschnitt Habsburger Hausgeschichte dokumentiert das
Königsfelder Erbbegräbnis, das Gründung, Ausstattung und Namen den habsburgi-
schen Stiftern verdankt und das in St. Blasien, anders als es vorauszusehen war, nur
für ein Menschenalter eine Bleibe fand.

Am 1. Mai 1308 fiel König Albrecht I., der Sohn König Rudolfs von Habsburg,
am Reußübergang bei Windisch, dem römischen „Vindonissa", der Mörderhand
seines Neffen, Herzogs Johann von Schwaben, zum Opfer. ,,Johann Parricida"
(Schiller!) und seine Helfer flohen nach der Tat in alle Winde. An der Stelle, wo
Albrecht sein Leben verlor, ließ seine Witwe, Königin Elisabeth, ein Doppelkloster,
eines für Franziskanermönche, eines für Ciarissen, mit einer gemeinsamen Kirche
errichten.7 Auf dem Totenbett übertrug Elisabeth ihrer Tochter Agnes, Witwe des
Königs Andreas III. von Ungarn, die Betreuung von Königsfelden. Die noch junge
Königinwitwe Agnes erwies sich als die tatkräftigste Förderin und umsichtige Vorsteherin
der Habsburgerstiftung. Mit wenigen Hofdamen bewohnte sie selbst ,,ein
klein demüthig Hüslin" zwischen den beiden Klöstern, als Tertiarierin dem Klostergebet
verbunden, ohne in den klausurierten Orden der Ciarissen einzutreten. Zu
ihren Lebzeiten gedieh das Kloster zu höchster Blüte, da sie gleichermaßen den
Gütererwerb des Nonnenstifts bis in den Breisgau und in das Elsaß hinein betrieb
und die habsburgischen Interessen im Angesicht der Stammburg zu wahren verstand
. Als Schiedsrichterin u. a. zwischen den Waldstätten und Österreich verlieh sie
dem Kloster auch politischen Einfluß. Mit 46 Insassen im Jahre 1335 zählte das
Kloster zum größten Frauenkonvent der Straßburger Ordensprovinz im Bistum
Konstanz. Nach dem Tode der Königinwitwe Agnes — die große Wohltäterin von
Königsfelden starb 84jährig am 11. Juli 1364 — blieb das Kloster auch weiterhin im

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