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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
102.1983
Seite: 29
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1983/0031
Die Trennung des Doppelklosters Königsfelden vom Hause Habsburg wurde mit
der Eroberung des Aargaues durch Bern im Jahre 1415 eingeleitet. Der Verfall der
Ordenszucht, wie er in der Klosterordnung von 1524 zum Ausdruck kommt, bereitete
das Ende vor. Das bernische Reformationsmandat von 1528 bestätigte die Auflösung
des Doppelkonvents. Seit der Reformation wurde nur noch im Chor regelmäßig
Gottesdienst durch den Diakon von Brugg gehalten, und dort fanden auch
Verwaltungsbeamte des Berner Oberamtes Königsfelden mit ihren Angehörigen ihre
letzte Ruhe, da das Langhaus der Kirche als Magazinraum der in den ehemaligen
Koventsgebäuden eingerichteten bernischen Hofmeisterei Verwendung fand.12

Das Habsburger Erbbegräbnis blieb von dem Wandel nicht unberührt. Einen Eindruck
von der frühen Gestaltung der Grabstätte vermittelte der Zustand, wie ihn
sorgfältige Renovierungsarbeiten des Kantons Aargau Ende des 19. Jahrhunderts
geschaffen hatten. Die seit 1982 laufenden umfassenden Instandsetzungsarbeiten,
die an der Königsfeldener Kirche bis 1986 geplant sind und einen Zugang zur Zeit
nicht ermöglichen, werden den Gesamteindruck der Gruftanlage wohl nicht grundlegend
ändern, wie der Renovierungsplan in der Ausstellungsbaracke vor der Kirche
in Königsfelden ausweist.

Blickfang des Grabmals ist das Kenotaph von 1320 in der Mittelachse der Kirche
im östlichen Drittel des Langhauses, das den schlichten, tonnengewölbten Gruftraum
überdeckt, zu dem neun Stufen hinabführen. Das Kenotaph ist ein aus
schwarzem Marmor gearbeiteter, über einen Meter hoher Rechteckblock, dem eine
Maßwerkgliederung aus weißem Marmor und gelblichem Sandstein vorgeblendet
ist. Seit 1600 umgab den Marmorkubus eine barock bemalte ca. zwei Meter hohe
Holzschranke, verziert mit den Wappen von Österreich, Ungarn, Kärnten, Krain
und Tirol. Auf der oberen Gesimsleiste sind die Namen der in der Gruft einst bestatteten
Habsburger angegeben. Nach ihrer Translation in das Kloster St. Blasien wurde
auf der vorderen Schmalseite eine in Rocailleform gehaltene hölzerne Tafel angebracht
mit der Aufschrift: „Anno MDCCLXX. den lOten Septembris sind / ob-
beschriebene Ertz-Herzogliche Körper auf / Ansuchen seiner Kayserl.: Königl:
Apostol: Mayestät / mit Einwilligung eines Hohen Freystandes Bern, / denen Abgeordneten
Seiner Hochfürstl: Gnaden / deß Herren Abten von St: Blasien, um in da-
siger / Stiffts-Kirche beygesetzt zu werden, durch den dieser Zeit hier Regierenden
H: Herren Hofmeister, / Carl Ludwig Ougspurger übergeben worden".13 Somit
birgt seit dem Jahre 1770 die Gruft keine Toten des Habsburger Erzhauses mehr.

Angesichts der vielen in Kloster-, Bischofs-, Pfarrkirchen, Kapellen und Andachtsstätten
angelegten Gräber von Mitgliedern des habsburgischen Hauses14 mag
dieses es als besonders schmerzlich empfunden haben, wenn gerade über den Begräbnisstätten
ihrer frühen Vorfahren in den Kirchen von Königsfelden und Basel
nach der Einführung der Reformation keine Jahrtagsmesse mehr gelesen und kein
Gebet für das Seelenheil der Verstorbenen nach katholischem Brauch gehalten werden
konnte. Der Gedanke, die Gebeine der Habsburger aus dem Erbbegräbnis in
Königsfelden nach St. Blasien zu überführen, muß andererseits schon unter Abt
Gerberts Vorgängern, Abt Franz II. Schächtelin (aus Freiburg) und unter Fürstabt
Meinrad Troger (aus Rheinfelden), erörtert worden sein. Denn „die Gruft wurde
1739 und 1764 auf Ansuchen des Konvents St. Blasien geöffnet.*'15 Die Öffnung er-

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