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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
102.1983
Seite: 33
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1983/0035
Am nächsten Tag, dem Feste des hl. Leopold, Herzogs von Österreich, fanden die
Exequien statt, Fürstabt Gerbert hielt eine Predigt und danach zelebrierte der Abt
von St. Trudpert das feierliche Hochamt mit der Festliturgie zu Ehren des Tagesheiligen
mit abschließendem Te Deum. In der (noch im Bau befindlichen) Kirche stand
eine große Tumba, an welcher St.Blasianische Soldaten Tag und Nacht Ehrenwache
hielten.

Wohl hatte Fürstabt Gerbert von Anfang an eine Rundkirche, eine Pantheon-
Variation in seiner Bauplanung festgelegt. Aber die Pläne des verpflichteten französischen
Architekten Michel d'Ixnard, unter der Rotunde des Hauptkirchenraumes
eine monumentale Gruft mit Wandnischen für die Sarkophage einzurichten, entsprachen
wohl nicht den — wenn auch zeitgenössischen architektonischen Ideen
noch so zugänglichen — Vorstellungen des Fürstabtes. Wären d'Ixnards Pläne zur
Ausführung gelangt, hätte die Kuppelkirche zwischen den Schwarzwaldtannen im
abgelegenen St. Blasien in erster Linie den Charakter eines grandiosen Habsburgmausoleums
erhalten. Bei aller „Devotion*4 für das Erzhaus in Wien hat das mona-
stische Denken des Benediktinerabtes beim Bau seiner Klosterkirche zu einer anderen
Lösung gefunden: Auch ohne pompöse Habsburgergruft durfte Abt Gerbert
sicher sein, daß durch die auf seine Initiative hin erfolgte Verwirklichung eines zwischen
seinem Kloster und der k. k. Regierung in Wien seit mehr als 40 Jahren erörterten
Vorhabens die über Jahrhunderte bestehenden Bindungen und Beziehungen
zum Erzhaus eine weitere Bekräftigung erfahren würden.24 So wurde für die Aufnahme
der Habsburger Gebeine eine einfache gewölbte Gruft hinter dem Mönchschor
bestimmt. Dort verblieben sie bis zum Wegzug der Mönche von St. Blasien. Die
sterblichen Überreste der Habsburger aber führten die St. Blasianer 1808/09 in ihr
Exil St. Paul im Lavanttal in Kärnten.25

Die 1782 von Kaiser Josef II. aufgehobene Benediktinerabtei St. Paul hat Kaiser
Franz I. von Österreich 1809 Abt Bertold III. Rottler und seinem St. Blasianer Konvent
als neue Bleibe zur Verfügung gestellt. Die Habsburger Gebeine wurden zunächst
in einer kleinen kreuzgewölbten Gruft unter dem Hochaltar des Münsters
beigesetzt.

Im ausgehenden 19. Jahrhundert hat man sie im Zuge einer Kirchenrenovierung in
eine eigens errichtete Tumba in der Südostecke des Querschiffes verbracht. Dieses
Tumba-Denkmal gefiel nicht. Bei Instandsetzungsarbeiten Mitte der Dreißiger
Jahre unseres Jahrhunderts legte man die Gebeine in neue kleine Eichenholzsärge
und stellte sie in zwei aus den ehemaligen Fensteröffnungen der Gruftkapelle durch
bauliche Erweiterung geschaffene Nischen. Vor den beiden Nischen brachte man
schmiedeeiserne Gitter an. Die ursprüngliche Stiftergruft der Grafen von Sponheim
in St. Paul wurde so zur Habsburger Gruft.26

Blicken wir noch einmal zurück zur ältesten Habsburger Grablege im Kloster
Muri! Wie sein zweites Mutterkloster St. Blasien hat sich auch Muri für Jahrhunderte
als Stätte der Frömmigkeit, der Wissenschaft, Literatur und Buchkultur ausgezeichnet
, während es seine Bedeutung als Grablege der Habsburger Dynastie verliert
. Das Gedenken an die Habsburger Stifter sowie die Beziehungen zum Erzhaus
erloschen jedoch nicht.

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