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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
102.1983
Seite: 42
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Terminologie, die bis heute Gültigkeit hat. Und nicht nur dies: viele der heute in
Polen gebräuchlichen Termini aus dem Bereich der Philosophie schuf Trentowski
gerade in Freiburg.

Trentowski bewegte sich in der polnischen, deutschen und französischen Geisteswelt
seiner Zeit als bekannte Persönlichkeit. Er unterhielt zu deutschen Philosophen
ebenso Beziehungen wie zu zahlreichen Franzosen aller Schichten. In Frankreich
wurde er auch im Jahre 1840 (möglicherweise im Elsaß) in die Freimaurer-Bewegung
aufgenommen und war später eines der führenden Mitglieder der Freiburger Loge.
Seine deutsch verfaßten Freimaurer-Schriften werden bis heute in der Fachliteratur
über die deutschen Freimaurer zitiert.

Unter den polnischen Persönlichkeiten seiner Zeit kannte er auch die heraus-
ragendsten, wobei in seinem Leben der polnische Dichter der Romantik Zygmunt
Krasinski aus dem berühmten Dreigestirn Mickiewicz — Slowacki — Krasinski eine
besondere Rolle spielte. Trentowski war mit Krasinski eng befreundet (sie duzten
sich), und diese Freundschaft belegt nachdrücklich ihre Korrespondenz, die in den
Gesammelten Werken Krasinskis allerdings nur teilweise abgedruckt ist. Krasinski
propagierte Trentowskis Philosophie auf jede nur mögliche Weise und unterstützte
ihn auch dank seines großen Vermögens in erheblichem Maße finanziell — man
könnte sogar sagen, daß er den Lebensunterhalt Trentowskis und seiner Familie bestritt
(einschließlich eines Kuraufenthalts in der Schweiz).

Trentowskis Leben und Schaffen blieben 36 Jahre lang eng mit Freiburg verbunden
. Hier heiratete er die Tochter eines Freiburger Patriziers, hier starb er am 16. Juni
1869, und hier wurde er auch begraben. Für jene Polen, die sich mit der Geschichte
der polnischen Kultur befassen, ist Freiburg vor allem die Stadt Trentowskis, eine
Stadt, in der eine große Zahl von Werken der polnischen romantischen Philosophie
entstand wie auch ein beträchtlicher Teil der heutigen polnischen philosophischen
und pädagogischen Fachterminologie.

Während gebildete Tschechen und nach ihnen Polen bereits seit langem Freiburg
für sich entdeckt haben, finden sich Vertreter der russischen Intelligenz erst im 20.
Jahrhundert in der Schwarzwaldmetropole. Dies ist eigentlich überraschend, wenn
man bedenkt, welche Rolle das nahe gelegene Baden-Baden in der Geschichte der
russischen Literatur des 19. Jahrhunderts spielte — der Hinweis auf Turgenev und
Dostoevskij mag an dieser Stelle genügen.

Das erste Viertel des 20. Jahrhunderts führte allerdings gleich zwei bedeutende
Gestalten der russischen Literatur nach Freiburg. Im Jahre 1905 verbrachte die damals
13jährige Marina Cvetaeva einige Monate in einem Freiburger Privat-Internat.
Für sie, neben Anna Achmatova die bedeutendste Dichterin der modernen russischen
Literatur, wurde die Atmosphäre Freiburgs zum Inbegriff Deutschlands und
seiner Lebensart. Noch 1933 erinnerte sie sich mit Dankbarkeit an die in Freiburg
verbrachte glückliche Zeit. Eine Fahrt von Freiburg in die Umgebung schilderte sie
mit den Worten: „Anfänglich alte Häuser, dann glückliche Häuser, die in die Felder
schauen. Glückliche Felder . . . Dann tannenbedeckte Hügel, in der Ferne aufsteigend
, näher kommend . . . Die Hügel des Schwarzwaldes . . Und noch das Gedicht
„Germanii" (An Deutschland), unter dem Eindruck des Einmarsches der
deutschen Truppen nach Prag im April 1939 geschrieben, beginnt mit den Worten:

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