Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
102.1983
Seite: 44
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zusammen mit der Schauspielerin Olga Knipper-Cechova (der Witwe Anton Ce-
chovs) bei ihm zu Gast. Unter den weiteren Gästen finden wir Deutsche, Österreicher
, Engländer, Amerikaner, ja selbst einen Bulgaren und einen Isländer. Im September
1923 zog Gor'kij in Günterstal in das Haus Dorf Straße 5 um, und im
November 1923 verließ er Freiburg für immer. Es ist eigentlich nur schade, daß der
Aufenthalt Gor'kijs in Freiburg nicht auch Spuren in seinem literarischen Werk hinterließ
.

Nach dem Ersten Weltkrieg kamen nicht nur Russen mit einem sowjetischen
Reisepaß nach Freiburg. Die Revolution und der anschließende Bürgerkrieg bewirkten
, daß Freiburg auch zur Heimat russischer Emigranten wurde, wenn auch nur für
eine begrenzte Zeit. Der ukrainische Slawist und nachmalige Professor der Universität
Heidelberg Dmytro Cyzevskyj erinnerte sich später gern und mit Dankbarkeit an
die Zeit seiner Studien an der Freiburger Universität. Als Emigrant aus dem vorrevolutionären
Rußland lebte er abwechselnd in der Tschechoslowakei und in
Deutschland, wobei er die besten Erinnerungen an Freiburg und Prag hatte. Beim
Studium slawischer Bücher der Freiburger Universitätsbibliothek stieß er dabei, wie
erwähnt, auf die Bücher aus dem Nachlaß Trentowskis. Er nahm auch regen Anteil
am Freiburger kulturellen Leben und widmete sich dabei vor allem den slawischdeutschen
Kulturbeziehungen. Hiervon zeugt u.a. der Aufsatz ,Johann Peter
Hebel in Rußland", abgedruckt in der vierten Nummer der ,,Freiburger Theaterblätter
'4 aus dem Jahre 1926, in dem er sich mit dem Echo des literarischen Werkes
dieses Dichters des Schwarzwaldes in der russischen Öffentlichkeit befaßte.

An der Universität Freiburg studierten und wirkten auch in früheren Zeiten zahlreiche
Studenten und Gelehrte aus slawischen Ländern. Es ist unmöglich, auch nur
flüchtig alle bedeutenden von ihnen hier zu erwähnen. Stellvertretend sollen zwei
hervorgehoben werden, die in beträchtlichem Maße mit ihrem Werk bis in die
Gegenwart hinein wirken. Es handelt sich um zwei Philosophen, einen Polen und
einen Tschechen.

Edmund Husserl, aus dem mährischen Prost&jov (Proßnitz) gebürtig und ursprünglich
Mathematiker, bis er auf den Rat des späteren tschechoslowakischen
Staatspräsidenten und Professors für Philosophie Masaryk zur Philosophie überwechselte
, zog bald nach seiner Ernennung zum Ordinarius für Philosophie an der
Universität Freiburg Studenten und junge Wissenschaftler aus der ganzen Welt an.
Aus Polen kam zu Husserl nach Freiburg der später bedeutende polnische Philosoph
Roman Ingarden, mittlerweile seit Jahrzehnten einer breiteren deutschen
Öffentlichkeit durch sein deutsch verfaßtes Werk ,,Das literarische Kunstwerk*4
(1931) bekannt. Der Phänomenologe Husserl stand so an der Wiege eines literaturwissenschaftlichen
Werkes, das repräsentativ ist für die phänomenologische literaturwissenschaftliche
Interpretationsschule. Ingarden habilitierte sich 1924 für das
Fach Philosophie an der Universität Lemberg, an der er ab 1933 als außerordentlicher
Professor für Philosophie tätig war. Unter dem Einfluß Husserls und seiner
Lehre entstand die Mehrzahl der von Ingarden nach 1924 verfaßten Arbeiten. Hierunter
finden sich auch polnisch geschriebene Werke, vor allem die ,,Szkice z filozo-
fii literatury" (Skizzen zur Philosophie der Literatur, 1947), neben Werken in anderen
Sprachen, insbesondere in Deutsch. Ingarden kam zwar als bereits ausgeprägte

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