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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
102.1983
Seite: 51
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dung als Wasserrohrverzweigung, auch Wasserleitung im Inneren römischer Villen.
So bestand zur Zeit der Römer wenig Bedarf an diesem Metall, die Nachfrage war
gering. Das in ihm enthaltene Silber gewann man offenbar nur als willkommenes
Nebenprodukt bei der Herstellung von Mennige oder Glätte, die man für Malereien
benötigte. Die Bleischlackenfunde (Blauschlacke), die Schneider am Mauracher
Berg machte, sind römisch, nicht alemannisch und stammen aus der späten Phase
der römischen Herrschaft.

Die entscheidende Frage ist also, ob die Alemannen das bergmännische und hüttentechnische
Wissen der Römer übernommen haben. Nach Dennert aber ist der damals
so wichtige Salzbergbau in Schwäbisch Hall völlig, der übrige Bergbau fast
ganz zum Erliegen gekommen,5 eine Feststellung, die man auf unseren Raum übertragen
darf. Denn das plötzliche starke Aufleben der Bergtätigkeit um 1100 n. Chr.
bedeutet doch wohl, daß sie in dem halben Jahrtausend zuvor nur in geringem Umfang
betrieben worden sein kann. Abgesehen davon, daß darüber auch keine Zeugnisse
existieren, vergißt man zu leicht, daß der Bergbau schon immer marktabhängig
und kapitalintensiv gewesen ist. Beides existierte in der Zeit der Völkerwanderung
und des frühen Feudalismus nicht. So nennt Kirchheimer für die Größe von Bergbetrieben
im späten Mittelalter folgende Zahlen: In Todtnau arbeiteten gleichzeitig
40 Pochwerke und Schmelzen, in Prinzbach 140 Bergknappen untertage, in Sulzburg
zählte man 1540 noch 500 Bergleute.7 Wir dürfen mit Sicherheit folgern, daß in
der fraglichen Zeit nicht systematisch, sondern nur vereinzelt geschürft wurde und
erst die Entstehung des Bürgertums in den aufkommenden Städten der Ottonenzeit
schuf die drei Voraussetzungen, die zur Gewinnung von Metallen unabdingbar sind:
Fachkenntnisse, Kapital und Absatz. Die rein bäuerlich-feudal geprägte, politisch
unruhige und von Verarmung gekennzeichnete Phase der Völkerwanderungs- und
Merowingerzeit erfüllte diese Bedingungen nicht. Basel und Breisach, die einzigen
bedeutenden Städte am Oberrhein haben offenbar ihre Flußlage und damit den
Handel favorisiert und die ehemals römischen Bergwerke nicht am Leben erhalten
können. Alles also deutet daraufhin, daß das Wissen um den Silbergehalt der
Schwarzwälder Bleierze und die Gewinnung des Silbers nicht mehr bekannt war,
denn trotz der aufkommenden Geldwirtschaft blieb der Bergbau unbedeutend. Blei
als Metall selbst war wenig gefragt.

Die Phase der Konsolidierung, die um 900 n. Chr. folgte, war dann gekennzeichnet
durch Bevölkerungsdruck, Kloster- und Städtegründungen, Intensivierung der
Landwirtschaft. Gerade Handwerke entwickeln sich nur unter den arbeitsteiligen
Bedingungen, die die Städte bieten, sie benötigen dazu Roh- und Halbfabrikate der
verschiedensten Art. Und eben in dieser Zeit wird eine Erfindung gemacht, deren
Bedeutung nicht abzuschätzen ist: Die bleigefaßte Butzenscheibe aus Glas. Denn um
die Wände der Bürgerhäuser zu öffnen und Licht hereinzulassen, um die Wärme der
Wohn- und Arbeitsräume trotzdem zu halten, brauchte man die flächenfüllende gläserne
Scheibe, und um sie herzustellen, Blei und Mennige.

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