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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
102.1983
Seite: 52
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1983/0054
Glasfenster und Glasmalerei

Das älteste bekannte Glasstück findet sich in den Grabbeigaben des Pharao
Amenemhät um 1830 v. Chr. Phönizier, Etrusker und Römer kannten gläserne
Gebrauchsgegenstände. In Deutschland erwähnt es erstmals Prudentias um
405 n. Chr. und Ratpert von St. Gallen beschreibt die ersten Glasfenster des Fraumünsters
in Zürich, das 876 geweiht worden war.8 Zwischen 900 und 1000 n. Chr.
sind dann die ersten Kirchenfenster feststellbar. Das älteste Stück aus dem Kloster
Lorsch befindet sich heute in einem Museum in Darmstadt. Es stammt von
900 n. Chr. Einhundert Jahre jünger ist die erste bleiverglaste Scheibe aus Sery-les-
Mezieres bei Paris, von 1030 stammt der Christuskopf in Weissenburg (jetzt Straßburg
). Die älteste Freiburger Scheibe ist vom Ende des 12. Jhds.9 Am Beginn des
Jahrhunderts, um 1100 n. Chr. beschrieb ein Prebyter, der Benediktiner Theophilus
in „Schedula diversorum artium" die Herstellung dieser Gläser, auch der farbigen,
des Purpurglases und des Schwarzlots, mit dem man die dunklen Konturen figürlicher
Darstellungen zeichnete und einbrannte.10

Glas ist physikalisch eine Flüssigkeit hoher Viskosität, ein amorphes Gemisch der
ungefähren Zusammensetzung 6 Si02(Na20, K20)CaO. Man erschmolz es mit
Holzkohle bei etwa 800° C aus Quarzsand, Kalkstein und Pottasche, die man durch
Extraktion von Holzasche mit Wasser erhielt. Zum Klären der oft trüben Flüssigkeit
rührte man mit grünen Holzstäben oder schlug Arsenik, gelegentlich Salpeter zu.
Durch den Zusatz von Bleiglätte wird es stärker lichtbrechend und wird Flintglas genannt
.11* Von der Rohstoffseite her fanden sich im Schwarzwald alle Voraussetzungen
zur Glasherstellung, Quarzsand, Holz (Holzkohle) und die aus Holz bereitete
Pottasche, Blei für die Ruten und Bleiglätte (Lithargyrum), sowie die in 12 genannten
Metalloxide zum Einfärben der Gläser. Daß diese Produktionsverfahren unwirtschaftlich
und umweltbelastend gewesen sind, mag eine Zahl veranschaulichen: Um
1 kg Holzasche für die Pottascheherstellung zu gewinnen, mußten 340 kg Buchenholz
oder 700 kg Eichenholz oder 1 400 kg Pappelholz verascht werden. Ähnlich sah
es bei der Metallgewinnung aus, wo beim Rösten der schwefelhaltigen Erze konzentriert
Schwefeldioxid in die Umwelt entlassen wurde.13 Die Glashütten sind ab etwa
1000 n. Chr. durch Flurnamen belegt und wanderten dem Holzhieb nach. Pottasche
war auch Rohstoff für die Seifensieder, die durch das Auskochen von Fetten mit
Pottaschelösungen schmierseifenähnliche Produkte herstellten. Mit den Rohstoffen
Blei, Silber, Eisen, Holzkohle, Glas und Seifen ist die mittelalterliche Grundproduktion
des Schwarzwaldes in ihren Grundzügen umrissen. Aber nicht nur die genannten
handwerklichen Verfahren sind es, die in direktem Zusammenhang stehen, auch
die einzelnen Produktionen bilden quantitativ ein zusammenhängendes Ganzes, ein
von der jeweiligen Marktlage abhängiges System. Die Beurteilung dieser Beziehungen
wird erschwert, weil keine verläßlichen Daten bekannt sind, doch dürfen wir da-

* Über die färbenden Metalloxide finden sich Angaben in einem Beitrag von Bettina Landgrebe, Karls
ruhe.12 Alle zum Einfärben der Gläser benötigten Metallverbindungen fand man im Schwarzwald:
Verbindungen des Kupfers und Kobalts, Oxide von Eisen, Mangan und Antimon, die man in bestimm
ten Verhältnissen den Glasschmelzen zuschlug.

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