Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
102.1983
Seite: 53
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Abb. 2. Während die Hauptmenge des gewonnenen Bleis zur Herstellung von Glasfenstern verbraucht
wird und einen steigenden Markt findet, wird die größte Menge des gewonnenen Silbers vermünzt. Das
Silber des Freiburger Rappens war etwa 15-lötig (16 Lot = 100 %), sein Gehalt je nach Herstellungszeit
räum Freiburger Pfennig 1349 0,33 g Silber, 1425 (jetzt Rappen genannt) = 0,245 g.

von ausgehen, daß das anfänglich sehr teure und nur von Wohlhabenden bezahlbare
, einfarbige Blei-Glasfenster zuerst im Bürgerhaus erscheint, etwas später im Pallas
der Burgen, erst zuletzt als Schmuckfenster der Kirchen. Aber nur diese jüngeren
Fenster sind in Resten erhalten, nur sie lassen sich mit einiger Sicherheit datieren.

Die Butzenscheibe selbst und ihre Fassung mittels Bleiruten zu großflächigen Fenstern
war eine Erfindung von größter kulturgeschichtlicher Bedeutung, denn der
frühmittelalterliche Mensch verbrachte die meisten Tage des Jahres in kalten Räumen
, deren Öffnungen mit Tüchern oder Schweinsblasen verschlossen waren, während
er sich mit den rußenden und nur kurz brennenden Talglichtern oder Kienspänen
abgab. Das Auftauchen der bleigefaßten Glasfenster an den Häusern der Vermögenden
erfolgte in der ersten Hälfte des 10. Jhs. Im 12. Jh. schritt man dann zur
kreisrunden modernen Butzenscheibe fort, die der Glasbläser mit der Glasmacherpfeife
leicht herstellte, indem er etwas glühenden Glasfluß zur Kugel aufblies, an
einer Seite einfallen ließ und durch rasches Drehen zur flaschenbodengroßen Butze
dehnte. Die Bruchstelle in ihrer Mitte blieb deutlich erkennbar.

Diese typische, innen verdickte Butze wurde nun in gegossene Bleiruten gefaßt,
die man an den Kreuzungsstellen verlötete und so fortfahrend zum großflächigen
Fenster erweiterte. Farblose Gläser waren damals so selten, daß man diese Zufallsgüsse
nur für Brillen verwendete, weshalb die Brillenschleifer zerbrochene Brillengläser
zurückkauften. Die gewöhnlichen Fenster waren also stets grünlich oder
braunrot gefärbt. So lag die ornamentale Anordnung der Butzen von Anfang an nahe
, und über das herstellende Handwerk stieg die Butzenscheibe zur künstlerisch gestalteten
Glasmalerei* zum leuchtenden Kunstwerk der Gotik auf, das dem damaligen
Menschen unfaßbar blieb: ,,Das Mysterium der Durchsichtigkeit ist ein
Wunder, denn das Licht ist eine Substanz; anders aber, als alles andere vermag es
wie Gott Stoffe zu durchdringen, ohne sie zu zerbrechen*9

Wir müssen uns trotzdem im Klaren darüber sein, daß der größte Teil der Fensterproduktion
zunächst im Bürgerhaus verbaut wurde, daß damit die Blei- und die
Glasproduktion um 900 n. Chr. in steigendem Umfang zunahm, mit ihnen der Berg-

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