Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
102.1983
Seite: 55
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1983/0057
Schwarzwälder Blei Zink enthält, über das sich das Silber im Verhältnis 1:100 anreichern
läßt. Wenn man ein solches angereichertes Gemisch zu Bleiglätte oxidiert,
muß man zwangsläufig auf das Silber stoßen. Verfolgen wir kurz diesen Vorgang
unter Einbeziehung zweier im Mittelalter benutzter hüttentechnischer Prozesse.

Erhitzt man zinkhaltiges Blei auf über 400°, dann trennen sich die beiden flüssigen
Metalle in zwei Schichten wie Wasser und Öl. Dabei verbleibt alles vorhandene
Silber im obenauf schwimmenden Zink. Schöpft man diese Zinkschicht ab — man
nannte sie „Armblei'4 — und erhitzt sie erneut, so fließt nocheinmal reines, silberfreies
Blei ab, ein Vorgang, den man „Seigern" nannte.2 Das jetzt verbleibende
„Reichblei" enthält bis 10% Silber, neben 15% Blei und 15% Zink. Dieses Verfahren
hat Agricola im 16. Jh. beschrieben.14 Aber erst der Versuch, dieses
„Reichblei'4, wie man es später nannte, mit eingeblasener Luft zu Mennige oder
Bleiglätte umzusetzen, führte zur Entdeckung des im Blei enthaltenen Silbers.

Mennige ist ein Bleioxid der Summenformel Pb304, das man beim Einblasen von
Luft mittels Blasebälgen in geschmolzenes Blei erhält. Sie bildet sich bei etwa 400°.
Steigert man die Temperatur auf über 600°, so bildet sich das etwas sauerstoffreichere
Oxid, die Bleiglätte PbO. Je nach Wahl der Temperatur ließen sich also Mennige
oder Glätte herstellen, die man flüssig vom oberen Rand des Tiegels abzog,
während man immer neues Reichblei einwarf. Man benötigte Mennige als Malerfarbe
, auch als Malgrund für die Miniaturmalerei (Mennige, lat. = minium); Bleiglätte
, wie schon erwähnt, als Zusatz zum Flintglas.

Da sich bei dem oben geschilderten Prozeß das edlere Silber nicht mit dem Luftsauerstoff
umsetzt, verbleibt es unverändert in der Schmelze und reichert sich an. Ir-
gendeinmal kommt der Augenblick, in dem die Oberfläche des flüssigen Metalls im
Tiegel aufreißt und den Blick auf das reine Silber freigibt. Später hat man dieses
Verfahren variiert und speziell auf die Silbergewinnung ausgerichtet. „Blicksilber"
nannte man es, und der geringe Gehalt konnte nur aufgefunden werden, weil das
Schwarzwälder Blei zinkhaltig ist und zwei Verfahren, Seigern und Treiben sinnvoll
hintereinandergekoppelt wurden.

Ähnlich wie später zur Zeit Agricolas, als man Silber in sächsischen Revieren
fand, muß es im Schwarzwald des beginnenden 11. Jhds. zu einem wahren Silber-
rausch gekommen sein. Der Ubergang von der Naturalwirtschaft zur Geldwirtschaft
, der sich damals vollzog, erforderte Münzmetalle, und da Gold selten gewesen
ist, blieb man auf Silber angewiesen, das jedoch nicht in ausreichender Menge
zur Verfügung stand. So war sein Preis hoch, seine berg- und hüttentechnische Gewinnung
lohnend.13 Man sollte verschiedene, in der Geschichte jener Zeit bekannte
Tatsachen auf ihren möglichen Zusammenhang mit der Entdeckung des Silbers im
Schwarzwälder Blei untersuchen. Die hier wichtigste Frage ist die der Datierung dieser
Entdeckung. Es fällt auf, daß die meisten Bergorte des Schwarzwalds im ersten
Viertel des 11. Jhds. gegründet oder urkundlich erwähnt sind. War dies die Zeit des
großen Silberfiebers? Wir finden: Sulzburg 1025, Todtnau(berg) 1026, Kropbach
und Badenweiler 1028. Auch Suggental nimmt Dennert für dieselbe Zeit an.5 Für
Bleibach findet Rambach nur die Jahreszahl 1330 (früheste Erwähnung), er vermerkt
jedoch, daß der Silber- und Bleibergbau erheblich älter ist. Ähnliches gilt für
Kirchzarten, wo Haselier nur späte Nennungen findet. Auch R. Metz schreibt in:1

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