Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
102.1983
Seite: 61
(PDF, 33 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1983/0063
Kalender und Kalendarium

Von

Wolfgang Klug

Der Begriff Kalender ist vieldeutig. Im weitesten Sinne versteht man darunter ein
System für die Zeitrechnung. So spricht man z. B. vom jüdischen Kalender, vom
Julianischen oder Gregorianischen Kalender, vom Kalender der Mayas, der Azteken
usw. Jedes System der Zeitberechnung ergibt eine bestimmte Einteilung des
Jahres in Zeitabschnitte wie Monate, Wochen und Tage, deren schriftliche Niederlegung
ebenfalls als Kalender bezeichnet wird. Hierbei kennt man Jahreskalender,
die für ein Jahr gelten oder sog. immerwährende Kalender, welche mit Hilfe von
oft recht unübersichtlichen Tabellen für viele Jahre benützt werden können.
Letztere Bedeutung vom Kalender entspricht im wesentlichen dem früher gebräuchlichen
Begriff Kalendarium, d. h. die Kaiendarien umfaßten die Einteilung
des Jahres in Monate, Wochen und Tage. Sie benannten die Sonn- und Feiertage
und gaben astronomische Hinweise, besonders über den Lauf der Sonne, des
Mondes und der Planeten.

Die Kaiendarien waren und sind also in erster Linie Zeitweiser. Vor Erfindung
der Druckkunst sind Kaiendarien handgeschriebene, kostbare Einzelstücke, meist
in Verbindung oder innerhalb von kirchlichen Schriften wie Psalterien oder Antiphonaren
. Aber auch die ersten Drucke, selbst wenn es sich um Einblattdrucke
handelte, waren noch sehr teuer und nur reichen Leuten zugänglich. Erst allmählich
wurden die Kaiendarien auch für einfache Leute erschwinglich. Sie waren
neben der Bibel und anderen religiösen Schriften sicher die ersten Druckerzeugnisse
, die größere Verbreitung fanden.

Neben den wissenschaftlich errechenbaren Angaben enthielten die Kaiendarien
schon von den ersten Drucken an mehr oder minder reichhaltige Zusätze wie
Wetterregeln, astrologische Hinweise, günstige Tage zum Aderlassen, zum Säen,
zum Holzmachen, Ernten, Kinder entwöhnen usw. Dieses Beiwerk erweiterte sich
immer mehr. Es war bald nicht mehr nur in Zeichenform oder Abkürzungen
innerhalb der Kaiendarien zu finden, sondern bildete einen eigenen Teil des Kalenders
. So nennt sich Kalender schließlich auch das Buch, das neben dem Kalendarium
zusätzlich Information, Belehrung und Unterhaltung bietet: Bauernregeln
und Wetterprognosen, Ratschläge für Haus und Hof, Rätsel und Sprüche, Geschichten
und Gedichte, Rechentafeln und Abbildungen. Nachdem dies alles für
den täglichen Gebrauch gedacht war, nannte man diesen Teil des Kalenders auch
die Praktik. Die Volkskalender waren lange Zeit neben Bibel und Gesangbuch die
einzige Volksliteratur. Über die Volkskalender ist eine recht umfassende Literatur
vorhanden. Das Thema gewinnt, wie neuerliche Veröffentlichungen zeigen, auch
an Interesse.

61


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1983/0063