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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
102.1983
Seite: 63
(PDF, 33 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1983/0065
4jährige Schaltregel stammt aus Ägypten und wurde dort schon um 300 v. Chr.
eingeführt, ohne sich durchzusetzen. Julius Caesar, zweifellos einer der einflußreichsten
Männer der europäischen Geschichte, ordnete 46 v. Chr. den Kalender
auf der Grundlage des ägyptischen neu, und zwar so, wie wir ihn mit einer kleinen
Änderung noch heute benutzen. Der römische Kalender hatte es aber auch
bitter nötig, denn hinsichtlich der Jahreseinteilung herrschte in Rom, im Gegensatz
zu dem sonst so geordneten Leben, ein schwer überschaubares und auch
ungenaues Zeitsystem.

Das Jahr begann am 1. März und hatte mit 10 Monaten (daher Dezember als
der zehnte Monat) nur eine Länge von 304 Tagen. Der Rest des Jahres wurde
mehr oder weniger genau auf zwei Schaltmonate verteilt, unserem heutigen
Januar und Februar. Angeblich geschah dies, weil die Truppen vom 1. März an
im Einsatz waren und nach dem 10. Monat in die Winterquartiere zogen. Die
militärische Ruhezeit war offensichtlich politisch nicht so wichtig, so daß sie im
Kalender nicht eigens aufgeführt werden mußte. Die Namen Januar und Februar
entstanden erst später. Bei den Römern hatte jeder Monat drei Fixpunkte, die
von den Mondphasen abgeleitet waren: den Beginn des Monats, die Calendae,
der Neumond; die Nonen, das erste Viertel des Mondes neun Tage vor dem Vollmond
am 5. oder 7. Tag, und die Iden, der Vollmond, am 13. oder 15. Tag. Das
ganze war, wenn es auch Regeln gab, unsicher und wurde zudem von den zuständigen
Priestern willkürlich gehandhabt, so daß es nötig war, an jedem
Monatsersten dem Volk dessen Beginn zu verkünden (calare = verkünden, davon
calendae und unser „Kalender4') und außerdem mitzuteilen, an welchem Tag die
Nonen, die Iden und die Feiertage stattfinden. Von den drei Fixpunkten der
römischen Monate wurden die übrigen Tage rückwärts zählend durch Ziffern bezeichnet
. So ist z. B. der 28. März der 4. Tag vor den Kaienden des April, oder
der 6. März der 2. Tag vor den Nonen (7. März) des März, wobei dieser Tag
üblicherweise mit „pridie" (der Tag zuvor) bezeichnet wurde. Die römische Zählung
der Monatstage war bis weit ins Mittelalter allgemein üblich.

Übertroffen wurde die römische Kalenderverwirrung noch vom griechischen
Kalender. Die Griechen kannten über 400 Monatsnamen, und es gab in Rom damals
das Sprichwort: Etwas ,,Ad calendas graecas" zu tun, was soviel bedeutete
wie am St.-Nimmerleinstag. Es soll in Rom sogar vorgekommen sein, daß einflußreiche
Leute den Kalender bzw. die Monatsanfänge nach ihren Wünschen
verschieben ließen. Man stelle sich vor, welche Möglichkeiten sich da heute ergäben
, vor allem aber welche Macht die Kalendermacher hätten. Dies dürfte
wohl auch für den nach Alleinherrschaft strebenden Caesar ein wichtiger Grund
gewesen sein, die Kalenderunordnung zu beenden.

Er ordnete an, daß das Jahr 46. v. Chr. 445 Tage haben sollte, daß der Jahresbeginn
am 1. Januar statt am 1. März sein sollte, er legte die Länge der Monate
fest und führte die 4jährige Schaltregel ein. Er schuf also den Kalender, wie wir
ihn heute noch benutzen und wie er auf dem größten Teil der Erde Gültigkeit
hat. Man nennt ihn Julius Caesar zu Ehren den Julianischen Kalender. Es ist
reizvoll sich vorzustellen, daß Caesar dies bei seinem Aufenthalt in Ägypten und
damit während seiner Bekanntschaft mit Cleopatra gelernt und erarbeitet hat,

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