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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
102.1983
Seite: 95
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keine große Rolle. Aber auch Industrie und Handwerk erreichten 1925 und 1933 nur
den Reichsdurchschnitt.

Typisch für die Freiburger Gewerbestruktur war das Vorherrschen der Kleinbetriebe
. In nahezu der Hälfte aller Betriebe arbeitete der Inhaber oder Betriebsleiter
allein, und in den meisten übrigen Betrieben gab es nicht mehr als 5 Beschäftigte.6
Nur in knapp 13 % der Betriebe waren mehr als 5 Personen angestellt, und nur 7 Firmen
hatten mehr als 200 Arbeiter und Angestellte auf ihrer Lohnliste stehen.

Eine sehr große Rolle spielte im Freiburger Wirtschaftsleben Handel und Verkehr
. Hier arbeitete fast ein Drittel aller Einwohner, während es im Reich nicht einmal
ein Fünftel war. Noch größere Unterschiede zwischen der Stadt, dem badischen
und dem Reichsdurchschnitt gab es in den Bereichen öffentlicher Dienst, private
Dienstleistungen und Häusliche Dienste. In diesen Gruppen wurden natürlich die
Beschäftigten der zahlreichen Behörden und vor allem der Universität erfaßt. Die
hohe Zahl der im Häuslichen Dienst Beschäftigten weist auf ein Freiburger Spezifi-
kum, nämlich die große Zahl von Pensionären hin. In einer Veröffentlichung über
die wichtigsten Ergebnisse der Volks-, Berufs- und Betriebszählung im Juni 1933
heißt es dazu: Freiburg war schon vor dem Kriege im ganzen Reich als eine Stadt
bekannt, in der sich höhere Beamte und Offiziere gerne niederließen. Diesen Charakter
hat sie wie zuvor bewahrt."7

Eine besondere Rolle spielte damals wie heute der Fremdenverkehr, der trotz der
allgemeinen Krise 1933 mehr Freiburgern Arbeit und Brot gab als noch vor der Krise
1925. Dies wird bei einem Blick auf die Übernachtungszahlen verständlicher. Der
Tiefpunkt bei den gemeldeten Fremden in der Stadt wurde in der Weltwirtschaftskrise
1932 erreicht. Trotzdem lag diese Zahl immer noch um 10% über den Zahlen
von 1925. Die Krise spiegelte sich allerdings auch hier sehr deutlich in der Verschiebung
innerhalb der Übernachtungsmöglichkeiten wider. Während Hotels und Gasthäuser
erhebliche Einbußen hinnehmen mußten, konnten die billigeren Pensionen,
Fremdenheime und Herbergen ihre Zahlen teilweise beträchtlich steigern.

An dieser Stelle wird es nun nötig, auf die Folgen der sich ab 1928/29 verschärfenden
wirtschaftlichen Krise in der Stadt einzugehen. Fast schon im Rückblick, wie
wir heute wissen, faßte die Handelskammer Freiburg in ihrem Jahresbericht 1932
die Ursachen der Krise aus ihrer Sicht zusammen. Sie betonte zwar auch die Mitschuld
der systemlosen Wirtschafts-, Steuer- und Sozialpolitik in der Weimarer
Republik, aber die eigentlichen Ursachen lagen für sie — ganz im Gegensatz zu den
radikalen Parteien, vor allem der NSDAP — zumeist außerhalb des Einflußbereichs
deutscher Politik. Dazu zählte in erster Linie der Außenhandel, der nach dem Kriege
nie mehr die wertmäßigen Vorteile wie zuvor gebracht hatte. Außerdem erbrachte
der noch vorhandene Export aufgrund gestiegener Konkurrenz und angehobener
Zölle in den Empfängerländern nur noch erheblich geschrumpfte Gewinne. Dies
zeigte sich in Freiburg besonders drastisch im Rückgang des Großhandels, der zwischen
1925 und 1933 mehr als ein Fünftel seiner Beschäftigten entließ. Die nächste
Hauptursache für die Krise sah die Handelskammer in den während der zwanziger
Jahre vor allem in Amerika aufgenommenen Auslandsanleihen, deren Zinsendienst
Milliarden verschlang. Auch der faktische Wegfall der Reparationen im Sommer
1932 brachte keine ausreichende Entlastung. Neben diesen handels- und zahlungs-

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