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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
102.1983
Seite: 107
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halb wieder zu den Deutschnationalen übergelaufen seien. Interessant ist aber auch
die Feststellung, daß „bessere Leute'* für sich eine Konjunktur in der NSDAP erspäht
hätten, nach deren Ausbleiben sie wieder zur DNVP zurückgekehrt seien.29

Obwohl die Nationalsozialisten immer wieder hervorhoben, ihnen sei ein zuverlässiger
Kern wichtiger als die Schale von Mitläufern, machten sich Ende 1932 auch
in Südbaden Auflösungstendenzen in der Partei bemerkbar. Am deutlichsten zeigten
sich diese innerparteilichen Schwierigkeiten in Lahr. So erschienen Anfang
November in Lahr zwei Ausgaben des nationalsozialistischen Mitteilungsblattes
„Grüselhorn"; das eine vom „Führer", dem Landesorgan der badischen NSDAP,
das andere von der Lahrer NSDAP-Ortsgruppe herausgegeben. Schon am 31. Oktober
hatten die Ortsgruppenleitung und die gesamte Amtswalterschaft der Lahrer
NSDAP ihre Ämter niedergelegt, da sich Gauleiter Wagner geweigert hatte, in verschiedenen
Korruptionsfällen durchzugreifen.

Die Auseinandersetzungen hatten erhebliche Auswirkungen auf das Wahlergebnis
. Die NSDAP verlor in der Stadt Lahr von Juli bis November über ein Viertel
ihrer Stimmen und sank von 47,1 auf 36,2 %. Am Tag nach der Wahl löste der Lahrer
Kreisleiter dann die gesamte Ortsgruppe auf. Trotzdem blieb die NSDAP bei den
letzten Mehrparteienwahlen am 5. März 1933 unter ihrem Ergebnis vom Juli 1932,
obwohl sie in Baden ihren Stimmenanteil durchschnittlich um fast 10 % steigern
konnte. Zu Recht wies die Volkswacht auf die Erfolgsarmut und die Ziellosigkeit
der NSDAP Ende 1932 hin, die zu diesen Verfallserscheinungen führten.30

Auch aus Freiburg berichtete die Volkswacht unter dem Titel „Rote Böcke im
Nazistall" über Zeichen des Verfalls in der NSDAP. Demnach herrschte vereinzelt
ein recht gutes Einvernehmen zwischen SA-Leuten und Kommunisten sowie „das
längst bekannte Hin- und Herpendeln politisch unreifer Bürschchen zwischen
Hakenkreuz und Sowjetstern.4 *31 Außerdem hieß es, daß bei einem SA-Appell nicht
weniger als 80 SA-Leute wegen national-bolschewistischer Tendenzen aus der Partei
ausgeschlossen worden seien.

Neben diesen innerparteilichen Schwierigkeiten schien vor allem die wirtschaftliche
Entwicklung zu einer weiteren Schwächung der NSDAP beizutragen. Zwar
sind die Erfolge der Nationalsozialisten nicht nur mit der Weltwirtschaftskrise zu erklären
, aber ohne sie wäre die NSDAP mit Sicherheit nicht zur stärksten Partei in
Deutschland geworden. Eine Besserung der wirtschaftlichen Lage konnte also den
Niedergang der Partei nur beschleunigen.

Allgemein ging man Ende 1932 von einer Besserung der wirtschaftlichen Lage
aus. Die Freiburger Zeitung setzte zwar in ihrem Rückblick auf 1932 noch ein Fragezeichen
hinter die Überschrift „Jahr der Krisenwende". Im Text überwog aber ein
vorsichtiger Optimismus. „Bei aller Zurückhaltung gegenüber voreiligen Schlüssen
— ... — wird man rückblickend sagen dürfen, daß das Jahr 1932 den TIEFPUNKT
der Welt — wie der deutschen Krise gebracht hat und daß es nun wieder
langsam, wenn auch sehr langsam voran gehen wird."32 Auch in Freiburg selbst
setzte ab September eine kleine Belebung ein, aufgrund einer „gewissen optimistischen
Auffassung in der Gesamtindustrie", die einigen hundert Arbeitslosen wieder
eine Stelle verschaffte.33 Unter diesen Umständen mußte die nicht mehr erwartete

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