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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
102.1983
Seite: 108
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1983/0110
Ernennung Hitlers zum Reichskanzler für die Nationalsozialisten wie eine Erlösung
wirken, die mit Fackelzügen — auch in Freiburg — gebührend gefeiert wurde.

Die letzten Mehrparteien wählen am 5. März machten dann die NSDAP, dank
aufwendiger Propagandamaßnahmen, aber auch mit Hilfe erster Pressionsversuche
in Freiburg und mit dem Reichskanzler Hitler im Rücken im Stadt- und Amtsbezirk
endlich zur stärksten Partei, wobei die Zugewinne im ländlichen Bereich, jetzt auch
in katholischen Gemeinden, noch höher lagen als in der Stadt. Während im Juli
1932 die NSDAP erst in 11 von 60 Umlandgemeinden zur stärksten Partei aufgestiegen
war, gelang ihr dies im März 1933 in 34 von 60 Gemeinden. In einigen Gemeinden
wie Bickensohl, Mengen, Opfingen, Schallstadt und Tiengen gab es außer der
NSDAP praktisch keine anderen Parteien mehr. Hier schwankten die NS-Stimmen
zwischen 91,3 und 96,7%. Der Einparteienstaat war in diesen Gemeinden schon
vorweggenommen. Addiert man die Stimmen des Koalitionspartners hinzu, so steigen
die Prozentzahlen auf 96,1 bis 99,7 %. In Tiengen stimmte nur noch 1 Wähler
oder 1 Wählerin nicht für die NSDAP oder DNVP, sondern für die DVP, die der
neuen Regierung sehr positiv gegenüberstand.

In der Stadt profitierte die NSDAP in erster Linie von der starken Mobilisierung
der Wählerschaft, deren Höhe nur noch mit den Wahlen zur Nationalversammlung
im Januar 1919 vergleichbar war. Dafür spricht vor allem, daß die Verluste der übrigen
Parteien — Zentrum und SPD hatten sogar absolut leicht gewonnen — gerade
ein Drittel der nationalsozialistischen Zugewinne ausmachten.

Betrachtet man die Freiburger Parteienlandschaft nach diesen letzten Wahlen der
Weimarer Republik, so fällt auf, daß Zentrum und Arbeiterparteien prozentual seit
1928 mehr oder minder große Rückgänge hatten hinnehmen müssen, absolut aber
große Stimmengewinne erzielt hatten. Auch die Deutschnationalen konnten sich
nach ihrem Einbruch 1930 bis 1933 wieder auf den Stand von 1928 hocharbeiten.
Praktisch verschwunden waren mit einem Stimmenanteil von nur noch 4 97o die ganzen
bürgerlichen Mittel-, Interessen- und Splitterparteien, deren Anteil 1928 fast
30 % betrug und selbst 1930 noch bei 25 % lag.

Von daher liegt es nahe, nach der sozialen Basis der NSDAP in der Stadt zu fragen
. Leider besitzen wir kein Mitgliederverzeichnis der Freiburger NSDAP, sondern
nur ein Verzeichnis der Besitzer des Reichsehrenzeichens bzw. des silbernen Ehrenzeichens
des Gaues Baden. Dabei handelt es sich um die alten Kämpfer der Partei,
die schon vor dem großen Wahlerfolg im September 1930 in die Partei eingetreten
waren. Hier überwiegen eindeutig Selbständige, Kaufleute, Angestellte, Einzelhändler
und Handwerker. Dazu kamen noch einige wenige Beamte und ein paar vereinzelte
Arbeiter. Ein Blick auf die Hochburgen der NSDAP in der Stadt verdeutlicht,
daß die Schwerpunkte der Wählerbasis ähnlich aussahen. Wenn wir die drei größten
Hochburgen der NSDAP, die 1930 bis 1933 bei fast jeder Wahl mehr als 5 % über
dem Stadtdurchschnitt lagen, betrachten, fällt folgendes auf: Im Bereich der Adels-
hauser-, Schuster- und Salzstraße überwogen Einzelhandelsgeschäfte und kleine
Handwerksbetriebe, und im Bereich von Dimmler-, Egg- und Zasiusstraße bzw.
Bleiche-, Fabrik- und Runzstraße dominierten Kaufleute, mittlere Beamte, Privatiers
und Handwerker. Arbeiter gab es relativ wenige. Auch die parteipolitische Herkunft
der NSDAP-Stimmen wird vor allem im Gebiet um die Hansjakobstraße deut-

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