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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
102.1983
Seite: 114
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Kreisleiter von Emmendingen Rehm ein örtliches Nachrichtenblatt der NSDAP
unter dem Namen „Der Vulkan" herausgegeben hatte.

Als die Auflage des Alemannen am 1. Oktober 1932 6 000 Exemplare erreichte,
wurde er selbständig, nachdem die Zeitung bis dahin als Kopfblatt des Führers in
Karlsruhe erschienen war.67 Der Verlagsleiter Karl Berckmüller ging Ende 1933 nach
Karlsruhe, um die Leitung der badischen Gestapo zu übernehmen. Zwischen Ende
Januar und Mitte März 1933 konnte der Alemanne seine Auflage verdoppeln und
besaß im Sommer 1933 schließlich etwa 25 000 Abonnenten.

Zu diesem Zeitpunkt hatten die Nationalsozialisten allerdings schon die Volks-
wacht verboten und die Freiburger Zeitung solange unter Druck gesetzt, bis diese
sich der neuen Linie anpaßte. Tatkräftig unterstützt wurde der Alemanne dabei von
der Breisgauer Zeitung, die sich als älteste nationale Zeitung am Ort zu profilieren
suchte.

Nach dem Machtantritt Hitlers verschwanden in der Freiburger Zeitung zuerst die
Leitartikel des freien jüdischen Mitarbeiters Heiland (Heymann), der 1935 in Basel
Selbstmord beging. Am 16. März erhielt die Zeitung von der Polizeidirektion Freiburg
eine Verwarnung wegen eines Leitartikels,68 in dem sich ein anonymer Autor
sehr kritisch mit den Eigenmächtigkeiten kommissarisch eingesetzter „Personen
und Organe" auseinandergesetzt hatte.69 Mitte Mai teilte der Verlag der Freiburger
Zeitung seinen Lesern und Freunden mit, daß Hauptschriftleiter Lang auf eigenen
Wunsch ausscheide. „Überzeugt. . ., daß er der Zeitung den Übergang in eine neue
Zeit erleichtere, hat er auf seinen Posten verzichtet.'6 70 Der neue Hauptschriftleiter
— ein ehemaliges Mitglied der DVP und seit März 1933 NSDAP-Parteigenosse —
verstand sich dann als ein zur Treue verpflichteter „Musketier des Führers". Die
Freiburger Zeitung konnte seiner Meinung nach „nur bewußte und leidenschaftliche
Trägerin des neuen Staates sein." Ihre Aufgabe bestand darin, „weiteste, heute
noch gleichgültige Kreise mit der nationalsozialistischen Staatsgesinnung zu durchdringen
, um zu helfen, die Nation im Sinne des Führers zur wahren Volksgemeinschaft
zu machen."71 Auch die Freiburger Tagespost konnte sich diesem Druck
nicht entziehen, so daß die Meinungsvielfalt der Freiburger Presselandschaft im
Sommer 1933 praktisch beseitigt war. Unterschiede gab es vor allem noch in der
Sprache, im Stil und in der Aufmachung und Plazierung der einzelnen Nachrichten.
Kontroversen und abweichende Meinungen tauchten immer seltener auf.

Auch in seinen Werbemethoden schreckte der Alemanne vor nichts zurück. So
verschickte z. B. das Presseamt der NSDAP für Oberbaden, dessen Führer gleichzeitig
Verlagsleiter des Alemannen war, Schreiben an Parteigenossen, die die Zeitung
noch nicht abonniert hatten. Man erwartete von allen Parteigenossen den Bezug
der Zeitung und legte deshalb auch einen Bestellschein bei, wobei zusätzlich mit
versteckten Drohungen gearbeitet wurde. „Wir sind überzeugt davon, daß es nur
dieser Mahnung bedarf, um Sie nunmehr zu bewegen, den Alemannen zu bestellen
(. . .), denn Sie werden doch nicht als Parteigenosse Ihre parteieigene Zeitung im
Stich lassen . . .<<72

Die technischen und räumlichen Voraussetzungen für diese Expansion hatte sich
der Alemanne durch den Umzug in die beschlagnahmten Räume der Volkswacht geschaffen
. Den Konkurrenzkampf führte er dann mit Denunziationen und Verdäch-

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