Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
102.1983
Seite: 124
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1983/0126
telte Version der mangelnden innerparteilichen Solidarität durch Dr. Ernst Christoph
Brühler, MdL der DNVP, in jenen Tagen einer der drei Kommissare für die
Stadt Freiburg, der am 4. Juni 1945, als es darum ging, Dr. Bender wieder in das
Amt des Oberbürgermeisters von Freiburg zu verhelfen — es sollte u.a. am erbitterten
Widerstand von Dr. Föhr scheitern —, in sein Tagebuch notierte: ,,Die Gegensätze
zwischen Föhr und Bender sind alt, wie ich von Bender selber weiß.4'18

Und just Dr. Brühler, der engagierte Deutschnationale, der neben zwei Kommissaren
aus der NSDAP seit dem 21. März der Stadtverwaltung Freiburg vorgeordnet
war, setzte alles daran, Dr. Bender gegen die ambitionierten Bemühungen Dr. Kerbers
zu halten: Heute war Brühler bei mir, der Naziführer Kerber wolle Oberbürgermeister
werden. Es wäre gut, wenn die Universität eine Vertrauensäußerung
für Bender vorbereitete, die man im gegebenen Augenblick präsentieren könne.
Die Deutschnationalen seien unter allen Umständen für ihn", vertraute Sauer am
25. März dem Tagebuch an. Am 6. April hatte Sauer auf der letzten von ihm geleiteten
Senatssitzung einen einstimmigen Beschluß zugunsten Benders verabschieden
können, der über den Landeskommissär ,,an die . . . geeignet erscheinende Stelle
der Regierung" weitergeleitet werden sollte, ein nobles Bekenntnis enthaltend: ,,Die
Universität, die während der ganzen Amtszeit des Oberbürgermeisters Dr. Bender
sein tatkräftiges Eintreten für alle ihre Interessen, seine zielsichere, kluge Zusammenarbeit
mit Rektor und Senat oder anderen akademischen Körperschaften ebenso
hat kennen und schätzen lernen wie seine auch in den Jahren allgemeinen wirtschaftlichen
Niedergangs erfolgreichst bewährte Finanz- und Kulturpolitik, glaubt in diesen
Tagen der Unruhe diesem Manne ihr volles und einmütiges Vertrauen und ihre
Dankbarkeit aussprechen zu müssen."19 Welche Verkennung der realen Machtverhältnisse
und der primitivsten Agitation, die Kerber im ,,Alemannen" betreiben
ließ!

Da die Aktionen gegen Bender verstärkt fortgesetzt wurden und sich in den ersten
Apriltagen zuspitzten, ließ Brühler über Ferdinand Kopf bei dem Rektor Sauer am
7. April um weitere Hilfe nachsuchen. Sauer berief in der Eigenschaft eines Koordinators
eine Reihe von führenden Persönlichkeiten der Freiburger Bürgerschaft und
der Universität auf den Nachmittag des gleichen Tages zu einer Sitzung, an der die
Professoren v. Möllendorff, Rehn, v. Marschall, Hevesey, Gurlitt und aus der Bürgerschaft
neben Brühler Ferdinand Kopf, der Präsident der Handelskammer Schuster
, die Altstadträte Ambs und Glockner und Bankdirektor Keller teilnahmen. Mit
der Einladung an den Weihbischof und an den Generalvikar hatte Sauer keinen
Erfolg: ,,beide meinten, sie wollten zunächst fernbleiben. Ich möchte aber nachher
den eventuellen Text der Entschließung ihnen unterbreiten zur Beratung, ob sie
unterschreiben oder eine eigene Aktion für Bender machen sollten."20 Auf dieser
Sitzung unterrichtete Brühler die Anwesenden von der Entschlossenheit Wagners
und Kerbers, den Oberbürgermeister zu stürzen, dabei Hintergrundinformationen
vermittelnd. Es wurde die Absendung einer Deputation zum Reichskommissar beschlossen
unter Führung des künftigen Rektors v. Möllendorff, weil Sauer, der amtierende
Rektor, durch eine Sitzung in Berlin verhindert war. Sauer hegte noch immer
die Zuversicht, daß auch ein Vertreter der Kirchenbehörde die Deputation verstärken
werde: ,,Ich ging dann noch nach 7 Uhr zum Erzbischof und.unterbreitete

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