Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
102.1983
Seite: 125
(PDF, 33 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1983/0127
ihm das Anliegen. Er konnte zu keiner sofortigen Entscheidung kommen, bevor er
nicht mit Rösch und dem Weihbischof sich besprochen hätte. Für ihn ist die Frage,
ob ein Vertreter der Kirchenbehörde oder der städtische Klerus die Aktion mitmachen
solle; wenn ein Refus erfolge, sei er im letzteren Fall nicht so tragisch zu
nehmen. In jedem Falle sagte Gröber Mithilfe zu.*'21

Die Entscheidung gegen Bender und für Kerber war durch Erlaß des Reichskommissars
Wagner vom 10. April bereits gefallen, als am 11. April die von Möllendorff
geführte Freiburger Abordnung mit Marschall v. Bieberstein, Rehn, Keller, Schuster
und Glockner in Karlsruhe bei Wagner vorstellig wurde und für Bender eintrat
— ein Vorgang, den die Zentrums-Zeitung ,,Freiburger Tagespost'4 in ihrer Ausgabe
vom 13. April gebührend hervorhob als Beweis, daß Bender ,,weit über die Kreise
der Zentrumspartei hinaus" bei anderen Parteien und bei vielen besonnenen Bürgern
als Stadtoberhaupt geschätzt sei und die maßlosen Attacken des NS-Kampf-
blattes nicht Ausdruck ,,des einmütigen Willens der Freiburger Bevölkerung" seien,
die Bender zum Rücktritt veranlaßt hätten.

Doch gerade diese Berichterstattung in der ,,Freiburger Tagespost" war für den
,,Alemannen" das Signal gegen v. Möllendorff, ihn, der am 15. April aus den Händen
von Joseph Sauer die Amtsgeschäfte übernommen hatte, in der Ausgabe vom
18. April als unhaltbar zu qualifizieren: ,,Professor von Möllendorff ist zum Rektor
der Universität gewählt worden. Er soll demnach an führender Stelle für den kulturellen
Neubau Deutschlands tätig sein und arbeiten. Es ist selbstverständlich, daß
dieser Aufbau nur dann erfolgreich geschehen kann, wenn alle verantwortlichen
Stellen mit rücksichtsloser Schärfe und größter Energie sich zu dieser Arbeit einsetzen
. Sinnlos muß diese Arbeit werden, sobald Männer mit Rücksichten und unzeitgemäßen
liberalen Anschauungen sich der Gleichschaltung widersetzen oder ihr sogar
entgegenarbeiten. Es besteht bestimmte Gefahr, daß dieses Entgegenarbeiten
von Professor von Möllendorff zum mindesten in personellen Fragen zu erwarten
ist. Denn wenn er sich schon als Rektor der Freiburger Universität für einen Oberbürgermeister
einsetzt, der gewiß nur lose Verbindungen zur Hochschule hatte, und
dessen etwaige Entlassung in keiner Weise den persönlichen Arbeitskreis des Herrn
Rektors berührt, wie wird es dann mit Entscheidungen bestellt sein, die zur amtlichen
Kompetenz des Rektors gehören. Das Amtieren eines derart eingestellten Mannes
ist unseres Erachtens in keiner Weise mit der nationalen Revolution in Einklang
zu bringen. Wir können es uns auch nicht vorstellen, wie eine Sphäre des Vertrauens
zwischen Herrn Professor von Möllendorff und der überwiegend nationalsozialistisch
eingestellten Studentenschaft entstehen kann. Aber selbst wenn sich hier
durch sachliche Arbeit Gegensätze überbrücken ließen, würde der Gegensatz zu der
Willensrichtung der führenden Stellen im Lande Baden und nicht zuletzt im Reich
zu Unzuträglichkeiten führen, die im Interesse einer ruhigen Entwicklung zu vermeiden
sind. Außerdem würde unnötiger Aufwand an Kraft und Arbeit dazu verwendet
werden müssen, um entstandene Spannungen zu beseitigen. Das ist doch der Sinn
der Gleichschaltungen: Männer gleicher Willensrichtung sollen in einmütiger Zusammenarbeit
ihre Kräfte summieren und auf das eine Ziel konzentrieren. Eine
Zersplitterung der Kräfte darf nicht mehr eintreten. Niemand, der mitarbeiten will,
soll ausgeschlossen werden, aber um so mehr ist darauf zu achten, daß unnötige und

125


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1983/0127