Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
102.1983
Seite: 129
(PDF, 33 MB)
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schullehrern vorerst zu unterlassen. Übrigens sollten alle drei badischen Hochschulen
gemeinsam zum Ausdruck bringen, „wie unbestimmt und unausführbar4* der
Erlaß sei, wenn ,,die Angehörigen der jüdischen Rasse" zu beurlauben seien. „Wer
sollte denn hierunter fallen? Was für Merkmale sollen denn maßgebend sein? Und
wo soll z.B. bei Halbjuden die Grenze gezogen werden?"34 Auf welch schwankendem
Boden all diese Hoffnungen und Erwartungshaltungen angesiedelt waren, sollte
sich rasch erweisen.

Im Zusammenhang mit dem Eintreten der Freiburger Delegation für den gefährdeten
Oberbürgermeister Dr. Bender in Karlsruhe am 11. April konferierten v. Möllendorff
, Rehn (Chirurgische Klinik) und Marschall v. Bieberstein mit dem Hochschulreferenten
Fehrle, der in einem Aktenvermerk festhielt: „Bei der Besprechung
wurde seitens des Herrn Hochschulreferenten darauf hingewiesen, daß der Beurlaubungserlaß
vom 6. April Nr. A 7642 aufgrund einer Anordnung des Herrn Reichskommissars
— und zwar zum Schutze der Juden — erlassen worden sei. Diese Anordnung
sei durch das Reichsgesetz vom 7. April 1933 zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums
nicht aufgehoben, zumal da die Durchführung dieses Gesetzes
erst vorbereitet werden müsse ... Es werde deshalb die umgehende Durchführung
des badischen Erlasses erwartet. . . . Seitens der Professoren wurde loyale Durchführung
des Erlasses zugesichert,"35 was dann auch noch am gleichen Tag in allen
Bereichen der Freiburger Universität erfolgte.36

Derart desillusioniert begab sich der künftige Rektor v. Möllendorff zur Rektorenkonferenz
nach Wiesbaden, wo er mit Joseph Sauer, der aus Berlin anreiste, zusammentraf
. Sauer hatte sich bemüht, in Berlin vom dortigen Rektor Kohlrausch,
dem Vorsitzenden der Deutschen Rektorenkonferenz, den neuesten Stand der hochschulpolitischen
Entwicklung zu erfahren, mußte aber hören, daß der Reichskommissar
für Bildung und Wissenschaft, Rust, dem Vorsitzenden bislang trotz dreitägigen
Wartens noch keine Audienz gewährt hatte. Kohlrausch sei sehr pessimistisch
gestimmt. „Was aus den Rektoren und Senaten wird, weiß keiner", notierte Sauer
am 12. April. Enttäuschend war der Verlauf der Rektorenkonferenz, in die Sauer so
große Erwartungen gesetzt hatte. Ihr war am Vortag Rücktritt und Neuwahl von
Rektor und Senat der Universität Köln vorausgegangen — ein taktisches Vorspiel
des Reichskommissars Rust mit dem Ziel, die Gleichschaltung aller deutschen Universitäten
mehr oder weniger als dringende Empfehlung allen Rektoren nahezulegen
.37 Auf dieser letzten Tagung einer nicht gleichgeschalteten Rektorenkonferenz
wurde die Weichenstellung der künftigen Entwicklung vorgenommen. Der am Vortag
neugewählte Kölner Rektor erstattete Bericht „und erklärt im Einverständnis
mit dem Herrn Reichskommissar Rust folgendes: ,Rektor und Senat der Kölner
Universität haben im Einverständnis mit dem Herrn Reichskommissar aus eigenem
Entschluß ihre Ämter niedergelegt. Die sofort vorgenommenen Neuwahlen geben
die Gewähr, daß Rektor und Senat die Politik der Regierung der nationalen Erneuerung
voll unterstützen. Der Herr Reichskommissar begrüßt dieses Vorgehen und
empfiehlt den übrigen Universitäten und Hochschulen, ebenfalls eine entsprechende
Gleichschaltung vorzunehmen* ", vermerkt das Protokoll,38 aus dem auch hervorgeht
, daß die Rektoren keineswegs in ihrer Mehrheit gewillt waren, dieser Empfehlung
Folge zu leisten, vielmehr vorsichtig zu verfahren und Änderungen in der

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