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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
102.1983
Seite: 149
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Kurzsichtigkeit" hielt er die beiden Bildnisse für unecht. Damit war die Sache trotz
eindringenden und überzeugenden Zuredens von Seiten Metzgers abgetan. Durch
den Geheimrat von Savigny erfuhr Metzger, daß auch Preußen einen Raffael zu erwerben
wünsche. Am 24. Januar 1826 schrieb Metzger dem nunmehrigen König
Ludwig direkt, daß vor einigen Tagen jemand für die Täubin 12 000 Scudi geboten
habe. Verschiedene Spuren veranlaßten ihn zu glauben, daß Preußen die Täubin
fangen wolle. Schließlich kam der Kauf durch Befehl des Königs Ludwig vom 20.
Februar 1828 um den Preis von 15 000 Francesconi zustande. Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen
war das Geheimnis nicht lange aufrecht zu erhalten. Am Aschermittwoch
, so schrieb Metzger am 22. Februar an Dillis, sei der Verkauf schon in der ganzen
Stadt bekannt gewesen. „Wir sind der Gegenstand der Gesellschaften. Ich halte
mich ganz still zu Hause und höre doch zuviel." Marquese Tempi werde sehr kritisiert
, besonders, weil er nicht bedürftig gewesen sei, dieses Kleinod zu verkaufen
und weil er nicht aus Vaterlandsliebe dem Großherzog von Toscana den Entschluß
zum Verkauf geoffenbart habe. Hierüber könnte man, meinte Metzger, vieles den
Florentinern antworten. Er denke, man müsse böse Hunde bellen lassen, wenn sie
müde seien, hörten sie selbst auf. ,,Die hier befindlichen Preußen haben mich mit
ihrer Freundschaft bis zwei Tage nach dem abgeschlossenen Verkauf sehr gestürmt,
seither aber läßt sich keiner mehr bei mir sehen." Der Lärm wegen des Verlustes dieses
Bildes werde täglich stärker. Die Täubin sei in einer Kiste wohl verschlossen, und
obschon er einen Spion, einen Sachsen, in seiner Wohnung habe, so sehe und wisse
jener von ihm nichts. Metzger wurde, abgesehen davon, daß er von der Akademie
der Bildenden Künste in München eine Künstlerpension von monatlich 41 Gulden 15
Kreutzern bezog, beim Abschluß des Kaufes von König Ludwig dadurch noch besonders
begnadet, daß er seinen Knaben in das Münchener Erziehungsinstitut aufnahm
. Metzger war also verheiratet, aber nicht mit jener Haustochter, sondern mit
Anna Sotani, die ihn überlebte. Am 18. März 1828 kündigte Metzger Dillis seine
Reise nach München mit seinem Sohne an. Er wolle das Bild selbst mitbringen. „Die
heilige Madonna von Raffael wird hoffentlich unsere Begleiterin nach München
sein." Die Hauptsache sei, daß er vermittelst der Leute im Hause Tempi nach seinen
Ideen den Herrn Marquese zum Entschluß des Verkaufs bewogen habe. Diese Reise
verzögerte sich, da der Sohn erst bei Semesterbeginn im Herbst einzutreffen hatte.
Von Reber nimmt an, daß Metzger Ende September oder anfangs Oktober das Bild
nach München brachte. Der König trennte sich einige Jahre nicht von dem Bild, bis
er sich doch entschloß, es der Pinakothek einzuverleiben.

Soviel über die Madonna di Tempi. Aus dem von dem Kunsthistoriker Ludwig
Schorn 1821 herausgegebenen Künsteblatt erfahren wir durch den Kunstschriftsteller
und Sammler von Rumohr, der sich von 1816—22 in Italien aufhielt, daß Metzger
im Dienste eines kunstliebenden deutschen Fürsten — gemeint ist der Kronprinz
von Bayern — sich seltene Kenntnisse von der alten Toscanischen Malerschule verschafft
und durch eigenes Prüfen und Nachdenken in der Reinigung und Wiederherstellung
vorzüglicher Bilder, die nicht in Öl gemalt waren, zum erdenklichsten
Grade der Vollkommenheit gelangt sei. Unter Metzgers Leitung hätten in der Folge
mehrere begüterte Personen in seiner Wohnung eine Niederlage von ausgesuchten
Gemälden errichtet, die sämtlich höchst merkwürdig und zum Teil ebenso schön wie

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