Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
102.1983
Seite: 234
(PDF, 33 MB)
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noch das Wirklichkeitsgetreue; es lügt nur, wenn durch seine Aussprache das
Nichtgewählte, das Nichtaufgenommene in seiner Existenz negiert wird, weil das
Ausgewählte als das Eigentliche, das Richtige, das Entscheidende schlechthin
erscheinen will.44

Dieses Problem der Auswahl und Begrenzung, das mit dem Begriff der Entsprechung
nicht mehr zu bewältigen ist, wurde für Wolfgang Müller immer wieder
der Angelpunkt seiner späteren geschiehtslogischen Überlegungen. Unter seinen
Arbeitspapieren aus den letzten Wochen seines Lebens fanden sich zwei maschinenschriftliche
Seiten mit der Überschrift „Unsere Grenze4datiert vom
27. Februar 1983 und — ebenfalls maschinenschriftlich — unterzeichnet mit
Wolfgang Müller. In Zusammenfassung des einen Zentralproblems seiner Habilitationsschrift
steht hier am Ende wieder der Lebensbegriff:

,,Bei all den Bildern, die uns helfen können, die Begrenztheit zu erläutern, ist
immer der Hinweis auf etwas gegeben, was eben nicht erfaßt ist
— nicht nur das unendlich Viele, was die Wirklichkeit überhaupt ausmacht, sondern
eben an dem, was von uns angegangen wird: die andere Seite, das Umfeld,
was jenseits des Horizontes liegt, was neben dem Raster ins Leere fällt, was unter
der Oberfläche liegt, was einer Vereinfachung widersteht, was nicht angestrahlt
ist, was in der F^rne zu verschwinden scheint, was unbetont verlorengeht. Die
öffnende und zugleich einengende Funktion der Sprache wäre in diesem Zusammenhang
zu erörtern.

Zwei Folgerungen drängen sich aus diesen Beobachtungen auf:
1. Unser Erkennen, unser Sagen ist immer ergänzungsbedürftig,
immer nur eine ,halbe Wahrheit', also immer vorläufig; es ist relational (Max
Müller). 2. Unser Erkennen ist e r g ä n z u n g s f ä h i g . Es ist immer auf das
Weitere angelegt. Es gibt kein Ausruhen, kein Erstarren. Es drängt zu Neuem, zu
Unbekanntem. Es ist lebendig.44

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