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hielt somit den fast rechten oberen Winkel des Giebels und setzte sich damit über
die klassischen Formen hinweg. Da das Giebelfeld auch ,unklassisch' nach unten
hin nicht abgegrenzt ist, handelt es sich hier eher um einen Anklang an barocke
Formen als um eine falsche Benutzung des klassischen Formenapparates. Dies wird
dem Gebäude des Barocks auch eher gerecht, als es eine Applizierung eines Giebels
im Sinne des Klassizismus getan hätte.
Der Umbau des Gebäudes durch den Freiherren von Warsberg erhielt die Anerkennung
der Zeitgenossen. Davon zeugt die Bemerkung Heinrich Schreibers in
einer Ausflugsbeschreibung aus dem Jahre 1840: „... Der Rückweg führt gewöhnlich
über das sogenannte Jesuitenschloß, welches von seinem jetzigen Eigenthümer
in einen sehr geschmackvollen Landsitz umgewandelt wurde ..."42
Der Freiherr von Warsberg verkaufte dann 1846 das Gebäude für 130 000 fl. an
seinen Schwager, den Freiherren Friedrich von Wittenbach43. Im Jahre 1863 erwarb
Maximillian Graf von Kageneck den Landsitz für 170 000 fl.44. Dieser ließ
anstelle des bei Wächter45 abgebildeten Schuppens, der wiederum auf dem mit
Sandsteinen belegten Boden eines ehemaligen Freisitzes stand46, den heute bestehenden
Anbau erstellen.
Der zweigeschossige, würfelförmige Anbau, im Osten an den Mittelflügel des
Hauptgebäudes angebaut, wird im Erdgeschoß nach Norden wie nach Osten durch
je zwei Fenstertüren, im Obergeschoß auf der Nordseite durch zwei und im Osten
durch eine Fenstertüre geöffnet. Wie es Abbildungen des Gebäudes aus der Zeit,
als es als Kurhaus diente, zeigt, besaß das Obergeschoß des Anbaues an der Nord-
und an der Ostseite einen von 8 Stützen getragenen Balkon47 (Abb. 13).
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Abb. 13 Ansicht der Gartenfassade 1864.
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