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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
103.1984
Seite: 42
(PDF, 32 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1984/0044
Die Gebirgs- und Bergzeichnung ist in einem grauen-schwarzen Farbton ausgeführt
.11

Die terrassenförmige Berggestaltung, die Überbetonung der Talböden verzerren
zwar das Formenbild der Landschaft. Trotzdem bleiben charakteristische Züge der
größeren Form erhalten. Das bezeugen beispielsweise die Zeichnung des Roßkopf-
Flaunserzuges und des Schönberges. Dagegen ist der Kaiserstuhl fast bis zur Unkenntlichkeit
verzerrt gezeichnet, nicht nur auf dieser Karte, sondern auch auf
anderen französischen Karten der Zeit.

Nach der Titelfassung beruht die Karte auf Geländeaufnahmen und auf der Verwertung
von Berichten de Marquis des Silly. Für die Beurteilung der Genauigkeit der
Karte ist die wichtigste Frage, nach welchen Methoden wurde sie im
Gelände aufgenommen. Die Legende sagt darüber nichts aus. Die Kartenzeichnung
läßt keine, auch blinde, Hilfslinien12 erkennen, die etwa als Grundlage
eine Dreiecksmessung oder Dreiecksberechnung annehmen ließen. Die trigonometrische
Vermessung war zwar schon seit fast einem Jahrhundert (1617) bekannt. Um
nur ein Beispiel aus dem süddeutschen Raum zu nennen, der Tübinger Professor
Wilhelm Schickard überzog vorwiegend auf graphische Weise das Herzogtum Württemberg
von 1624 bis 1635 mit einem Dreiecksnetz und baute darauf seine Karte des
Landes auf. Die französischen Militäringenieure haben diese genaue und zeitaufwendige
Methode nicht angewandt. Auch Franz Grenacher fand 1958 bei anderen zeitgenössischen
französischen Kriegskarten keine Anhalte für trigonometrische Vermessungen
. Grundlage dieser Militärkarten waren Routenaufnahmen. Die Straßen
und Wege wurden der Länge nach „abgeschritten", vielleicht auch „abgeritten
",13 dabei wurden die Richtungen und Richtungswechsel durch Kompaßpeilungen
mehr oder minder genau eingemessen. Sehr wahrscheinlich wurden dabei auch wichtigere
Gegebenheiten der Geländebedeckung seitwärts der Wege, so Wälder, Rebflächen
und Äcker, durch Visieren einigermaßen genau festgelegt.

Angesichts der Karte stellen sich nun, was die Aufnahme angeht, verschiedene
Fragen. War es möglich, daß die Militäringenieure, die normalerweise vor der marschierenden
Truppe kartierten, in der kurzen Zeit der Vorbereitung des Zuges auf
Freiburg dieses große von der Karte erfaßten Gebietes systematisch mit einem dichten
Netz von Routenaufnahmen überziehen konnten, so daß die Karte überall von
gleich hoher Grundrißgenauigkeit ist? Da melden sich Zweifel. Die Vorbereitungszeit
des Unternehmens Freiburg, vor allem die Anmarschzeit der Truppenverbände,
war im Herbst 1713 verhältnismäßig kurz. Denn am 11. September setzte sich die
Armee Villars in Bewegung. Villars und Du Bourg gingen vom Straßburger Raum
aus gegen S vor. Du Bourg brach mit seinen Truppen am 17. September von Kehl
aus auf. Villars folgte einen Tag später von Straßburg aus. Der Vormarsch der Verbände
erfolgt zügig. Villars erreichte am 19. September Kenzingen. Am gleichen
Tag traf Du Bourg bei Burkheim mit dem Grafen d'Asfeld zusammen, der bei Breisach
den Rhein überschritten hatte. Am 20. September vereinigten sich die drei Verbände
im Raum von Denzlingen.

In der Kürze dieser Zeit konnten die Militäringenieure, auch wenn ihnen, wie das
üblich war, Offiziere aus anderen Truppengattungen zur Unterstützung beigegeben
waren, keinesfalls ein so großes Gebiet gründlich kartieren!

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