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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
103.1984
Seite: 62
(PDF, 32 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1984/0064
Rezeption durch den alten Adel war die Aufnahme in den Kreis des ständischen
Adels und der Erwerb eines immatrikulierten Gutes erforderlich. So folgte Grecht-
ler dem Beispiel vieler reich gewordener Familien wie der Harrucker und der späteren
Fürsten Palm, die sich im Umkreis von Wien, in Niederösterreich angekauft
hatten. Am 20. 7. 1750 kaufte er von dem Marquis Johann Anton de Prie Schloß
und Herrschaft Friedau bei St. Pölten. Schon 2 Wochen darauf erwarb er in seiner
alten Heimat die Herrschaft Hecklingen von dem schwer verschuldeten Grafen
Hannibal Schauenburg für bare 100 000 Fl. So konnte er in seinem Gesuch um Verleihung
des Freiherrnstandes am 1. September darauf hinweisen, er sei zu dessen
würdiger Ausführung durch den Kauf ansehnlicher Herrschaften qualifiziert. Wegen
seiner Betrauung mit der Truppenverpflegung in den Erblanden mußte er aber
eilig verreisen und konnte daher sein Gesuch erst Ende des Monats einreichen. Am
7. November wurde das Freiherrndiplom ausgefertigt, das auf seine Verdienste im
letzten Krieg und die Vorstreckung namhafter Geldsummen hinwies, — so wie
Grechtler selbst es in seinem Gesuch formuliert hatte. Sein bisher schon geführtes
Wappen, in Rot ein goldener Sparren, bildete nunmehr den Herzschild, der von 4
Feldern mit Adlerflügeln, einer Taube und einem Raben umgeben war. Der nächste
Schritt war die Aufnahme unter die neuen niederösterreichischen Herrengeschlechter
, wobei die Gebühren 2 200 Fl. betrugen. Wesentlich billiger war die Immatrikulation
bei der Breisgauer Ritterschaft auf Grund seines Hecklinger Besitzes,
für die er lediglich 120 Fl. zu erlegen und ein Buch für die ritterschaftliche Bibliothek
stiften mußte. Nunmehr stand ihm die Anrede „Hochgeehrter Herr und Vetter
" zu, — ein weiter Weg war ganz aus eigener Kraft in wenigen Jahren zurückgelegt
worden.

Ebenso planmäßig ging Grechtler an die Erweiterung seines Besitzes in Österreich
. Bereits 1751 erwarb er die Herrschaften Weissenberg, Kirchberg a.d. Pielach
und Mainburg sowie die Edelsitze Saalburg und Tradigist. Zur Abrundung der
Friedauer Herrschaft ließ er sich vom Grafen Friedrich Christian Sinzendorf mit
dem Zehnten von Mäzersdorf und dem Maierhof in Grafendorf belehnen und erwarb
1764 noch die benachbarten Herrschaften Ranzenbach und Veste Waasen sowie
das Gut Hainburg. Schließlich kaufte er noch die Herrschaft Wartenberg in
Oberösterreich und wurde dadurch auch Mitglied des österreichischen Herrenstandes
ob de Enns.

Friedau bei Obergrafendorf, etwa 50 km von Wien gelegen und jetzt im Besitz des
Bundeslandes Niederösterreich, war der Mittelpunkt einer bedeutenden Herrschaft.
Zu ihr gehörten mehrere Dörfer mit rund 4 000 Einwohnern, und von hier aus wurden
die Erwerbungen in der Nachbarschaft verwaltet. Ein um 1480 erbautes Schloß
ließ Grechtler zu einem eleganten Barockbau umbauen. Nur ein großer und hoher
Saal soll ihm so gut gefallen haben, daß er ihn in die Neuanlage einbeziehen ließ. An
der Einrichtung wurde nicht gespart: wertvolle Parkettböden, ein kostbares Mobiliar
, die Ausmalung des großen Saales durch den bekannten Maler Daniel Gran, der
auch in Schönbrunn gearbeitet hat, eine Reihe guter Bilder, dazu ein weitläufiger
Park mit Orangerie und Lustgarten, das aller ergab einen sehr herrschaftlichen Hintergrund
für den neuen Besitzer. Leider ist von dem allen nach einer jahrelangen
russischen Besatzung nur das schwer beschädigte Äußere übriggeblieben.

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