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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
103.1984
Seite: 143
(PDF, 32 MB)
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Pflicht haben, die hiesigen Verhältnisse aus eigener Anschauung zu beurteilen und entsprechend zu
handeln. Es ist aber von Seiten der Kreisleitung Donaueschingen oder auch des Pg. C. noch nie etwas
Undiszipliniertes geschehen, was in Widerspruch mit den Zielen des Nationalsozialismus stände und es
wird auch weiterhin nichts Derartiges geschehen.

Nach allen Urteilen verschiedener Leute, die ich sonst noch über das persönliche Verhalten des Herrn
Wohleb gehört habe, muß ich ihn vom nat. soz. Standpunkt aus für ungeeignet für die hiesige Direkto
renstelle halten. Es scheint mir auch nicht richtig zu sein, ihn gerade an die Stelle zurückzuversetzen,
an der er einst als Zentrumsmann gewirkt hat, zumal in einer kleinen Stadt, in der ein Gymnasiumsdi
rektor eine geistig führende Rolle zu spielen vermag.

Ich habe die bestimmte Hoffnung, daß meine Ausführungen nicht wirkungslos bleiben. Wir haben
nur den einen Wunsch, Sie möchten uns einen Nationalsozialisten als Direktor schicken, den wir mit
offenen Armen aufnehmen werden. Ich bitte Sie daher dringend, die geplante Ernennung des Herrn
Wohleb nicht durchzuführen und uns einen Nationalsozialisten zuzuweisen.

(Stempel:) Heil Hitler!

Kreisgeschäftsstelle d. Nat. soz. Sedelmeyer
Deutschen Arbeiter Partei Kreisleiter
Donaueschingen

Dokument 4

Abschrift

Der Minister Karlsruhe, den 28. Februar 1934

des Kultus, des Unterrichts
und der Justiz53

An den Herrn Reichsstatthalter in Karlsruhe
Sehr verehrter Herr Reichsstatthalter!

Nach meiner Rückkehr aus Berlin habe ich sofort, nachdem ich von der Angelegenheit Wohleb er
fahren hatte, eine Prüfung veranlaßt und vorgenommen. Hierbei habe ich besonderen Wert darauf ge
legt festzustellen, ob Oberregierungsrat Wohleb sich bei dem Ferngespräch eines ungebührlichen Ver
haltens schuldig gemacht hat und ob er allgemein sein Amt in einer den Belangen der Bewegung schäd
liehen Weise versehen hat. Um ein möglichst klares Bild über die Angelegenheit zu erhalten, habe ich
Erhebungen und Vernehmungen veranlaßt; hierbei habe ich zunächst folgendes festgestellt: Nach Aus
spräche mit dem badischen Hitlerjugendführer und mir ist das Verhältnis zwischen Hitlerjugend und
Schule mangels vorhandener Reichsregelungen in einem Erlaß vom 13. Juli 1933, der im Staatsanzeiger
bekanntgegeben wurde, für Baden geregelt worden54. Aufgrund dieser Regelung hatte sich ein gutes
Verhältnis zwischen Schulverwaltung und Hitlerjugend angebahnt.

Im Laufe des Monats Oktober begann jedoch Herr Ministerialrat Kraft von sich aus, ohne Auftrag
von mir zu haben und ohne meine Kenntnis, erneut Verhandlungen mit der Hitlerjugendführung, in
dem Bestreben gewisse Mißstände, die ihm gemeldet worden waren, zu bereinigen. Sein Bestreben ging
dahin, eine neue Regelung zwischen Hitlerjugend und Unterrichtsverwaltung zu erzielen. Die Partei
dienststellen, insbesondere die Hitlerjugendführung, waren der Meinung, Ministerialrat Kraft verhand
le in meinem Auftrag. Die Verhandlungen zwischen Herrn Ministerialdirektor Kraft und Parteidienst
stellen, insbesondere der Hitlerjugendführung, waren im Laufe des Monats Dezember zu einem gewis
sen Abschluß gelangt, wobei über die Formulierung lediglich noch in einigen Punkten Meinungsver
schiedenheiten bestanden. Aus den Aussagen des Landesjugendführers Kemper geht hervor, daß er den
Ministerialrat Kraft unter Hinweis auf diese Bedenken gegen die von ihm betriebene Regelung um eine
nochmalige Besprechung gebeten hatte, die ihm auch zugesagt worden war. Diese Besprechung zwi
sehen Ministerialrat Kraft und Landesjugendführer Kemper kam jedoch nicht mehr zustande, da der
Reichsminister des Innern noch im Dezember Richtlinien über das Verhältnis zwischen Hitlerjugend
und Schule herausgegeben hatte, die für das Reich Gültigkeit hatten und die dann auch durch Erlaß
vom 31. Dezember 193355 (. . .) für Baden durchgeführt wurden. Landesjugendführer Kemper war
durch diese Regelung überrascht und betroffen, da er glaubte, daß die ihm zugesagte Besprechung zwi
sehen Ministerialrat Kraft und ihm nicht erfolgt sei, um über seinen Kopf hinweg die Regelung durch

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