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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
103.1984
Seite: 200
(PDF, 32 MB)
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und 104 Kinder. Diesem Zuzug entsprach ein Wegzug von 20 Prozent. 105 Personen
(28 Männer, 22 Ehefrauen und 55 Kinder) blieben über das Schließungsjahr des
Bergwerks 1942 hinaus in Ebringen. Heute (1984) leben noch 20 Personen, die im
Zusammenhang mit dem Bergwerk nach Ebringen kamen. Darunter ist noch ein
Bergmann, die übrigen sind fünf Witwen und 14 Kinder der damals Zugezogenen.
Enkel sind in der Zahl nicht berücksichtigt. Fünf Bergmannstöchter und zwei Bergmannssöhne
haben sich übrigens mit alteingesessenen Ebringern verheiratet.

Der Zuzug gliedert sich folgendermaßen auf: 1. Deutsche, 2. Gastarbeiter, die
man damals Fremdarbeiter nannte, 3. Volksdeutsche und Bewohner ehemals
deutscher Gebiete im Osten, 4. Elsässer. Von den insgesamt 323 zugezogenen
Deutschen kamen 71 aus badischen Orten: 34 Männer, 11 Ehefrauen, 26 Kinder.
Aus dem Bergbaugebiet an der Saar kamen 31 Bergleute ohne Angehörige, aus dem
Revier an der Ruhr 186 Personen: 83 Bergmänner, 28 Ehefrauen, 69 Kinder; aus
anderen Gegenden Deutschlands 35 Personen: 18 Männer, 8 Ehefrauen und 9 Kinder
. Zur Gruppe der Fremdarbeiter liegen die Meldungen von 54 Personen vor:
49 Jugoslawen, darunter eine Ehefrau, und fünf Italiener ohne Angehörige.8

Die größte Gruppe des unter 3 verzeichneten Personenkreises mit insgesamt
103 Meldungen stellten die Ostoberschlesier dar: 91 Männer zwischen 25 und 45
Jahren, die aus dem ehemals deutschen schlesischen Bergbaugebiet stammten, das
nach 1918 an Polen abgetreten werden mußte. Die 91 Bergarbeiter wurden wie viele
ihrer Landsleute nach dem Polenfeldzug zum Arbeitseinsatz im Reich angeworben.
Die Orte, aus denen sie stammten, liegen alle dicht beieinander, östlich und südöstlich
von Beuthen, Hindenburg und Gleiwitz: Birkenhain, Groß-Dombrowka,
Scharley-Tarnowitz, Deutsch-Piekar oder Laurahütte. Nur fünf von den 91 hatten
deutsche Familiennamen. Alle sprachen polnisch und deutsch ersteres oft besser als
letzteres. Als Bewohner ehemaligen Reichsgebietes wurden sie bis 1945 jedoch als
Deutsche behandelt. Die Alliierten betrachteten sie 1945 wieder als Polen, dazu als
Zwangsarbeiter und Opfer des Naziregimes und führten sie in ihre Heimat zurück.
84 von den Ostoberschlesiern in Ebringen zogen laut Fremdenbuch schon zwischen
1940 und 1942 aus der Gemeinde weg, 30 davon in die alte Heimat.

Elsässische Arbeitskräfte waren von der Unternehmensleitung, der Verwaltung
der Rohstoffbetriebe in Freiburg, beim Arbeitsamt gleich 1940 mehrfach angefordert
worden. Diese mußten sich aber zunächst mit dem Bescheid begnügen, daß es
im Elsaß auch Arbeit genug gäbe. Tatsächlich wurden dort Schürfungen vorgenommen
, um gegebenenfalls neue Bergwerke zu errichten. Auch Ebringer Bergleute
nahmen gelegentlich an solchen Untersuchungsarbeiten teil.9

Im Hinblick darauf, daß Ebringen vor dem Zweiten Weltkrieg eine rein katholische
Gemeinde war, mag die Konfessionszugehörigkeit der Zugezogenen von
Interesse sein: Von den laut Fremdenbuch gemeldeten 352 Männern waren 71 evangelisch
, 235 katholisch, 12 gottgläubig — eine im Dritten Reich geläufige Bezeichnung
für Menschen, die aus den traditionellen christlichen Kirchen ausgetreten
waren, sich aber nicht als glaubenslos bezeichnen wollten —, 18 ohne Konfession
oder glaubenslos, 12 mohammedanisch, 1 französisch reformiert, 2 griechischorthodox
und 1 apostolisch. Da die große Gruppe der Zugezogenen aus dem Ruhrgebiet
, die im wesentlichen in der Siedlung wohnte, mit der Ebringer Bevölkerung

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