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Besprechungen eingegangener Bücher
Bernd Ottnad (Hrsg. im Auftrag der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-
Württemberg): Badische Biographien. Neue Folge. Bd. 1. W.-Kohlhammer-Verlag Stuttgart
1982. XVI + 279 Seiten.
Fast ein halbes Jahrhundert nach dem kriegsbedingten Abbrechen der alten Reihe der Badischen
Biographien, die seit 1875 durch Friedrich von Weech herausgegeben und seit 1900
im Auftrage der Badischen historischen Kommission fortgeführt worden war, ist der erste
Band einer neuen Folge erschienen. Damit wurde begonnen, ein Vorhaben zu verwirklichen,
das seit der Errichtung der Kommission für die geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg
1954 immer wieder nachdrücklich gefordert, aber erst seit 1972 konkret betrieben
wurde.
Es ist gelungen, eine große Zahl sachkundiger Bearbeiter für die einzelnen Beiträge des
nun vorgelegten Buchs zu gewinnen. Die 92 Autoren, vor allem aus dem Universitäts-,
Archiv-, Bibliotheks- und Schulsektors, haben 185 Biographien von markanten Persönlichkeiten
erstellt, für die das ehemalige Land Baden Heimat oder Wahlheimat war, und die in
unterschiedlicher Weise prägend oder durch ihr Leben „zeitgeschichtlich wirksame Strömungen
gleichsam personalisierend" (Ottnad) hervorgetreten sind. Im Gegensatz zur alten Reihe
der Badischen Biographien, die sich auf die Präsentation von „positiven" Persönlichkeiten
vorwiegend aus dem Bereich Kunst, Wissenschaft, Politik und Kirche beschränkte und diese
oftmals in nahezu panegyrischer Weise würdigte, ist das Auswahlspektrum der neuen Folge
weiter gefaßt. Nicht nur, daß jetzt auch herausragende Gestalten aus anderen Gebieten des
öffentlichen Lebens vom Schachgroßmeister Bogoljubow und dem Gründer der ersten badischen
Süßmostkelterei Hambrecht bis zur Vorkämpferin der Frauenemanzipation Lisa Rees
berücksichtigt werden, sondern es werden überdies problematische Persönlichkeiten wie der
Freikorpskämpfer Leo Schlageter, der Schriftsteller Heinrich Mohr oder der NS-Reichsmini-
ster Fritz Todt und Gestalten geringeren Formats vorgestellt, wobei — wie der Herausgeber
es im Vorwort formuliert — davon ausgegangen wird, daß in ihnen „Strebungen und Tendenzen
einer Zeit oftmals deutlicher als bei den Großen zutage treten".
Der ursprüngliche Plan, Biographien der Neuen Folge in drei Bänden nach durchgängigem
Alphabet der Namen zu reihen, wurde aufgegeben. Stattdessen werden die einzelnen Bände
nun jeweils Biographien in alphabetischer Folge von A bis Z enthalten und vom zweiten
Band an soll ein nach dem Stand der Publikation fortgeschriebener Index als Findmittel angefügt
werden.
Während die Beiträge der alten Reihe teilweise durch epische Breite gekennzeichnet sind,
hat man für die Artikel der Neuen Folge die Form der Kurzbiographie gewählt. Übersichtlichkeit
und Möglichkeit zur schnellen Information werden dadurch gefördert. Generell wird
dem Vitentext ein tabellarischer Lebenslauf vorangestellt, in den, vom sonstigen Bemühen
um Knappheit abweichend, aus sozialgeschichtlichen Gründen auch Angaben über familiäre
Zusammenhänge aufgenommen werden. Jedem Lebensbild sind Hinweise auf Werke der besprochenen
Persönlichkeit sowie sie betreffende Literatur und Bildmaterial angeschlossen.
Die Neue Folge der Badischen Biographien erfaßt rund tausend Persönlichkeiten, die zwischen
1911 und 1970 verstorben sind. Der vorliegende Band deckt freilich erst einen Teil des
weitgesteckten Programms ab, und insofern wäre es verfrüht, schon jetzt das Fehlen be-
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