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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
104.1985
Seite: 78
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1985/0080
Coeur übernahm diese Gruben 1444 in Form einer Hauptteilhaberschaft mit
mehreren reichen Kaufleuten aus seiner Umgebung gegen eine Pacht von 200 Tou-
ronischen Pfund auf zwölf Jahre. Der übliche, dem König zustehende Bergzehnt
war nicht mitvereinbart, da die Betriebe instandgesetzt und das Risiko von den
Teilhabern getragen werden mußten. Wieweit der König ihm dann die Pacht erließ,
bleibt unklar.4

Die Tätigkeit der Bergleute, handwerkliche Facharbeit, war schwer, mühevoll
und oft mit großen Gefahren und Risiken verbunden. Coeur zahlte überdurchschnittliche
Löhne und holte sich die notwendigen, wichtigen Spezialisten — wie
früher und damals üblich — aus Deutschland. Mit dem Rat befreundeter Fachleute
hatte er alles geordnet. Garantiert waren die Leistungen des Unternehmens an
Bergleute und Hilfsarbeiter (picards)4:

Gutes Essen, reichlich Fleisch, Eier, Käse, frische und gesalzene Fische, weißes
Brot (vier Fünftel Weizen, ein Fünftel Roggen), dazu manchmal Feigen, Nüsse und
reichlich Wein.

Die Wäsche wurde gewaschen, Berufskleidung gestellt. Man wohnte in einer gut
beleuchteten und geheizten Unterkunft (Federbett oder Wollmatratze, Kopfkissen,
zwei Paar Leintücher, Wolldecken). Auch die Krankenpflege und die ärztliche Betreuung
durch Bader, durch einen Chirurgen, der aus Lyon kam, war kostenlos.
Doch hauste man „kaserniert", weitab von der nächsten Siedlung.

Der Besuch oder das Verstecken von Dirnen in der Unterkunft wurden streng bestraft
. Die Grenze des Grubengebiets durfte nicht ohne Erlaubnis verlassen werden.
Für die Picards gab es während der Zeit ihres Vertrages keine Ausgangserlaubnis.
Zum Besuch der Messe wurde im Grubenbereich eine Kapelle unterhalten. Quittungen
für Pfarrdienste aus den nächsten Gemeinden sind bekannt.

Zwischen gelernten und ungelernten Arbeitern, den Hauern und den Picards, bestand
ein sozialer Unterschied. Die Bergleute wohnten für sich in getrennten Unterkünften
. Sie erhielten besseres Essen, bessere Kleidung und ein besseres Bett, was
altem Bergmannsbrauch entsprach. Für sie gab es auch die Möglichkeit, in der
Nähe ein kleines Stückchen Land (lopiri) zu bewirtschaften.6

Die Gruben bestanden aus üblichen Schächten und Stollen (voyages). Maitre de
montagne, also Bergmeister war der Steiger. Die Stützenzimmerer hießen Charpen-
tiers appuyeurs und die Hilfsarbeiter picards. Wichtig ist, daß schon 1445, und
wohl noch früher, Schmelzöfen in Grubennähe betrieben wurden, dadurch
entfielen längere Transportwege. Holz und Steinkohle mußten aus der näheren
oder weiteren Umgebung beschafft werden.

Die meisten Führungskräfte der Gruben, wie Steiger, Zimmerleute und andere,
kamen aus Deutschland, vermutlich aus dem Harz und aus Süddeutschland. So finden
sich auch deutsche Namen in den Lohnabrechnungen: Ein Steiger Thomas
Ysmant (Eis-, Eisenmann), ein Stützenzimmerer Wolf gang Bongar und ein Schmelzermeister
und Abtreiber Hans BrohartP

Unter Tag wurde in Schichten gearbeitet, nach marchandage, also im Akkordlohn
nach Leistung. Der Ingenieur maitre niveleur oder geometrien Klaus Smer-
ment (Schmermann) hatte den Ausbau der Grand Voyage vorzunehmen. Ein Zimmermann
verdiente im Jahr 70 Pfund 18 Schilling 9 Pfennig. Ein Steiger brachte es

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