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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
104.1985
Seite: 140
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1985/0142
Die antemurale Lage bedingt nun aber nicht, daß diese Rennwege grundsätzlich
eine strenge Zuordnung und unmittelbare Ausrichtung auf ein Stadttor aufweisen.
In Memmingen läuft der Rennweg an einer Stelle auf die Stadtmauer zu, an welcher
zu keiner Zeit ein Stadttor gestanden hat. Bezüglich des Rennwegs von Nürnberg,
der heute kurz vor der Stadtmauer aufhört, müßte man annehmen, daß er an dieser
Stelle einstmals eine Abknickung aufgewiesen hat, wenn er aus seiner vorhandenen
Verlaufsrichtung in das Laufer Tor eingemündet haben sollte. Andere Rennwege
wiederum streben überhaupt nicht auf die Stadtmauer zu, sondern verlaufen parallel
zu ihr, wie zum Beispiel in Meran. Ein Rennweg kann allerdings auch direkt aus
einem Stadttor hervorgehen, wie dies in Kaufbeuren der Fall ist.

Lange Zeit wurde und immer wieder einmal wird als ganz selbstverständlich und
unzweifelhaft die Auffassung vertreten, daß die Rennwege Überreste von Fernverbindungen
seien, die — etwa in Form von Reitpfaden — weit entfernte Orte miteinander
verbunden und dabei die Gebirgskämme bevorzugt hätten, um die in den
Tälern durch Überschwemmungen, Moraste u. a. bedingten Behinderungen zu umgehen
. Dabei wurde kein Unterschied gemacht zwischen den Kamm-Rennwegen
und den antemuralen Rennwegen, wobei letztere einfach als „Ausfallstraßen" jener
„Fernverbindungen" gedeutet wurden. Das Fehlen von „Zwischengliedern" dieser
Fernverbindungen, wie sie bei den ehemaligen Römerstraßen dank der soliden
römischen Straßenbautechnik heute noch an zahlreichen Stellen nachweisbar sind
und anhand deren sich der Trassenverlauf der Römerstraßen oft über weite
Strecken noch sehr genau verfolgen läßt (z. B. für die Verbindung Mainz — Straßburg
), fand in der Tatsache, daß die mittelalterlichen Straßen „unbefestigt" gewesen
sind, eine hinreichend erscheinende Erklärung und wurde zugleich durch bisweilen
recht weiträumige Extrapolationen ersetzt. Solche Zwischen- und Endglieder
sind aber in keinem einzigen Fall, weder für einen antemuralen noch für einen
Kamm-Rennweg, erwiesen.103 Auch für den Freiburger Rennweg fehlen solche Hinweise
, wie bereits eingangs bei der topographischen Verlaufsbeschreibung angedeutet
wurde.

Die Länge der antemuralen Rennwege beträgt oder betrug allenfalls 1 bis 2 km,
während die Kamm-Rennwege maximal für eine Strecke von 25 bis 30 km überliefert
sind. Auch der Rennsteig des Thüringer Waldes soll erst im Laufe der Zeit
seine heutige Länge von 168 km erlangt haben und ursprünglich wesentlich kürzer
gewesen sein. Der Rennweg von Freiburg war — dem Korntawerschen Plan zufolge
— etwa 2 km lang (Abb. 1).

Die antemuralen Rennwege waren daher schwerlich Ausgangs- und Zielstrecken
von Fernwegen. Vielmehr spricht sehr viel dafür, daß sie rein örtliche Einrichtungen
waren, von denen man nach allen Umständen annehmen kann, daß sie fast
regelhaft zur Ausstattung und zum Bild mittelalterlicher Städte gehört haben, wie
das Gutleutehaus vor der Mauer oder wie der Galgenplatz.

Der Name „Rennweg" für diese antemural lokalisierte Einrichtung aber scheint
sich von den insgesamt viel früher nachgewiesenen Kamm-Rennwegen herzuleiten,
wenn auch — nach Verwerfen der Fernweg-Hypothese — völlig im Dunkeln bleibt,
was die eigentliche Zweckbestimmung der Kamm-Rennwege war und wie es zum
Übergang des Namens von den Kamm-Rennwegen auf die antemuralen Rennwege

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