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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
104.1985
Seite: 144
(PDF, 41 MB)
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Stimmung besteht. Darum entbehrt es jeden erkennbaren Grundes und widerspricht
es der klar überlieferten Straßentopographie, wenn A. Poinsignon für den Rennweg
der Urkunde von 1324 einen „Oberrennweg", der mit der heutigen Tennenbacher
Straße gleichgesetzt werden müßte, in Anspuch nimmt.22 Auch Wirth geht davon
aus, daß in dem „Unteren Rennweg westlich der Hauptstraße" der ursprüngliche
Rennweg zu sehen ist.23Wirth bringt noch weitere Rennwegbelege späteren Datums,
die aber für die vorliegende Untersuchung nichts Neues beisteuern. Ebenso kann
der bei Wirth erst für 1590 und 1594 belegte „Kleine Rennweg" hier außer Betracht
bleiben.

Beachtung dagegen erfordern die auf der Südseite des Oberen Rennwegs angrenzend
gelegenen „Oberen Rennwegäcker". Sie werfen die Frage nach der Existenz
und Lage der nicht mehr überlieferten „Unteren Rennwegäcker" auf, die gemäß
ihrem Namen — der Neigung des Geländes nach Norden entsprechend — in nördlicher
Richtung, beim Unteren Rennweg gelegen haben müssen, also wohl an der
Stelle der „Mistbachmatten" (Abb. 2).

Da solche „Rennwegäcker" sowie „Rennwegwiesen" auch anderenorts entlang
einem Rennweg vorkommen, darf man hier vielleicht auf eine gewisse Regelhaftig-
keit schließen. Dabei wäre es einerseits denkbar, daß die an einen Rennweg anstoßenden
Flurstücke (Äcker, Wiesen, Waldstücke) einfach nach dem Rennweg benannt
wurden. Dies mag zum Beispiel für den Rennweg von Ebringen südlich von
Freiburg gelten, wo auf der östlichen Wegseite ein leicht ansteigendes Weinberggelände
angrenzt, das ebenfalls „Rennweg" heißt.24 Andererseits könnten diese
„Rennwegäcker" aber auch eine Funktion besessen haben, die mit dem Rennweg
als solchem zusammenhängt, etwa der Art, daß der ursprüngliche Zweck des Rennwegs
aus Gründen eines gewachsenen Platzbedarfs auf das benachbarte Gelände
ausgedehnt wurde. Ein solcher Vorgang ist möglicherweise für den Memminger
Rennweg anzunehmen, indem dort die Zweckbestimmung, die anfangs dem Rennweg
zukam, zwischen 1640 und 1680 auf den benachbarten größeren „Tummelplatz
", der wohl als Reitplatz zu deuten ist25, übertragen worden zu sein scheint.26

Wohl ähnlich lagen die Dinge im mittelalterlichen Stuttgart. Dem „Rennweg"
war eine „Rennwiese" benachbart und beide lagen in der Nähe des alten „Stutengartens
", so daß hier Zusammenhänge zwischen Pferdezucht und Pferdedressur zu
vermuten sind. „Rennweg" wie „Rennwiese" sind allerdings erst relativ spät bezeugt
und die „Rennwiese" hieß vorher „Tanzwiese". Es hat aber den Anschein,
daß auch in Stuttgart der Verwendungszweck des Rennwegs, vermutlich infolge
eines größer gewordenen Platzbedarfs, auf das danebengelegene Gelände der
„Tanzwiese" ausgedehnt und diese dabei entsprechend umbenannt worden ist.27

Aus einem derartigen Vorgang der Ausdehnung oder des Übergangs wie bei
Memmingen oder bei Stuttgart könnten bei dem Freiburger Rennweg die „Rennwegäcker
" hervorgegangen sein, die dann später noch eine Unterteilung in „Obere"
und „Untere Rennwegäcker" erfuhren. Danach aber scheinen die „Unteren Rennwegäcker
" ihre Zweckbestimmung verloren zu haben und in die ebenfalls altüberlieferten
„Mistbachmatten" aufgegangen zu sein. Die „Oberen Rennwegäcker"
hingegen behielten ihre seitherige Bezeichnung und waren bei der nach 1720 erfolgten
Umbenennung des Weges „Mistbach" in „Oberen Rennweg" namenbestim-

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