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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
104.1985
Seite: 202
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1985/0204
Rechtsvorstellungen weichen mußten.31 Damit erlosch aber die Funktion des Hauses
als Sitz Brechterscher Unternehmen, und der Übergang an eine Korporation,
die den vorgesehenen Ausbau vollenden konnte, war eine Frage der Zeit.

Die Gauchgesellschaft übernahm 1360 von der Familie Brechter die oben erwähnte
Trinkstube im Hause, eine von vieren, später zweien in der Stadt, mit der
sich eine Geschichte der Gauchgesellschaft eingehend beschäftigen muß.

Trinkstuben sind „ursprünglich die nicht öffentliche Versammlungs- und Beratungsstätte
der Geschlechter, Zünfte oder Gesellen".32 Die Stube ist ein heizbarer
Raum, im 14. Jahrhundert ein Gemeinschaftsraum der Geschlechter und Zünfte,
der wie die Ratsstube33 vor allem im Winter benutzbar ist.34 Die Trinkstube zum
Gauch war ein Treffpunkt für kommunalen Gedankenaustausch und geschäftliche
Besprechungen in geselligem Rahmen, wobei man in Freiburg auch an den Handel
mit Metallen und den Münsterbau denken darf, in dem die Brechter ebenfalls engagiert
waren.

Der Hausname leitet sich nach alter Überlieferung von einer schon im 14. Jahrhundert
als „alt" bezeichneten Silbergrube zwischen Aftersteg und Todtnau ab.
1360 ist er in Freiburg ein fester Begriff mit Tradition. Ein Personenname Gauch
ist nicht festzustellen.35 Nachdem wir das Wirken der Familie Brechter darzustellen
versucht haben, neigen wir auch der Meinung zu, daß der Name von der Grube auf
das Haus übertragen wurde.

Wie nun die Grube zu dem Namen Gauch (aus gemeingermanischer Wurzel
gouch, guggouch — Kuckuck), der im übertragenen Sinne auch einen Narren, unreifen
Menschen usw. bezeichnete, kommt, hat schon oft zu Spekulationen Anlaß
gegeben. Auch die Gauchgesellschaft verwahrte sich im 18. Jahrhundert gegen Witzeleien
, da der Name nicht von einem Vogel sondern einer alten Ertzgruben stamme
. Der Standort der Grube läßt aber auch an bisher übersehene Deutungen denken
. Sie lag am Todtnauer Wasserfall, der über eine steile Felswand herunterstürzt
und damals eher höher als heute war. Gäh/jäh, gach, gaech, gachen für schnell,
hastig, eilig aber auch abschüssig, steil usw. waren im ganzen schwäbisch-alemannischen
Raum vor allem in der Schweiz verbreitete Ausdrücke.36 Gauch hieß außerdem
nicht nur bisweilen der Kuckuck, sondern auch Dohlen, Krähen und Uhus
werden in älterer Zeit so genannt.37 Und Uhus und Kolkraben haben sicher in den
Felsen einmal ihre Horste gebaut. Die alten Froner, unter denen wir die Brechter
vermuten, hätten dann einen frühen Flurnamen nach Freiburg gebracht, wo sein
Sinn nicht mehr verstanden, aber sein Alter respektiert wurde.38

Wenn Geiges von einer 1863 entfernten sitzenden Vogelskulptur von Kuckucksgröße39
berichtet, an die sich um 1930 alte Freiburger erinnern haben wollten, von
der es aber weder ein Bild noch eine ältere Erwähnung gibt, ist das kein Widerspruch
.40 Es kann auch ein jüngeres Hauszeichen der Trinkstube gewesen sein.41

Zusammenfassend können wir bei aller gebotenen Vorsicht vermuten, daß Bau I
und II vor dem 2. Drittel des 13. Jahrhunderts errichtet wurden unter Anwendung
eines damals üblichen Modells, ein Haus für Handwerker und für Kaufleute. Mit
Bau III tritt offensichtlich ein Funktionswandel ein, das Haus wird herausgehoben
durch die über das Erdgeschoß und zwei Obergeschosse laufenden Bossenquadern,
jenen der Stadttore ähnlich. Die Baujahre liegen wohl ungefähr nach 1265 und vor

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