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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
104.1985
Seite: 205
(PDF, 41 MB)
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Als Baukosten werden ausgewiesen 1716 —1718 1691 fl.

1717 — 1719 348 fl.

1722 440 fl.

1723 — 1728 1271 fl.
für einen neuen Dachstuhl 1735 475 fl.

1738 — 1741 293 fl.

Die Zahlen enthalten auch die Kosten für Innenausstattung und laufende Reparaturen
.

Die summarische jeweils mehrere Jahre umfassende Rechnungslegung ist sicher
nicht vollständig und gestattet nur eine Darstellung in großen Zügen. Gelegentlich
begegnen wir jetzt auch den Namen von Mietern wie Hm Soulei, des Parukkenma-
chers sei. Wittib, Hr Schlar, desen Hauszins 1734 für den unteren Stock ermäßigt
wird, da in den oberen Zimmern Einquartierung lag, ab 1737 Hr Secretari von
Bender. 1784 ist der letzte Mieter Hr Hof rat Hosner. Daß Bedienstete (Stubenknechte
,57 Dienstboten, Hausmeister, Austräger u. s. w.) zu allen Zeiten an Familien
angeschlossen oder in Miete wohnten, ist zwar erst für das Ende des 19. Jahrhunderts
bezeugt, darf aber für alle Zeiten als selbstverständlich angenommen werden
.

Am 14. Oktober 1784 verkauft die Gauchgesellschaft das Haus an Herrn Appellationsrath
Lazarus Vincenz Freyherrn von Stapf, der ein seinen Repräsentationspflichten
angemessenes Domizil suchte.58 Nach seinem Tode geht es an seine
Schwestern, die es 1814 an Kreisrath Dr. Josef Kern59 veräußern, der in der Folgezeit
eine der Wohnungen an Professor Nüsslin,60 nach dessen Auszug an Freifrau
Henriette von Baden61 vermietet. Dr. Kern ist eine der bekanntesten Persönlichkeiten
im gesellschaftlichen und politischen Leben der Stadt.62 Er wird 1821 der erste
Präsident der 2. Kammer, später der eigentliche Schöpfer der badischen Gemeindeordnung
, war zeitweise Präsident der Museumsgesellschaft und Inhaber weiterer
Ämter. Aus Studentenzeit und der späteren Tätigkeit am Stadtamt kannte er den
Buchhändler, Stadtrat, Zunftmeister der Handelsleute und langjährigen Armenvater
Alois Wagner (f 1830) und dessen Familie. Die besonderen Fähigkeiten des
Sohnes Friedrich Wagner bemerkte er frühzeitig und wurde dessen politischer Mentor
. Als er 1824 in der neu entstehenden Nordstadt ein für seine naturwissenschaftlichen
Nebeninteressen geeigneteres Anwesen erwerben konnte, verkaufte er das
Haus zum Gauch an Friedrich Wagner, der nunmehr über genügend Räumlichkeiten
für die väterliche Buchhandlung, die gerade angegliederte Druckerei (im Hofgebäude
) und die eigene Familie verfügte. Außer der Buchhandlung entwickelte Wagner
den allgemeinen und wissenschaftlichen Verlag und gründete schließlich die
„Breisgauer Zeitung", die er selbst redigierte.63 Als Bürgermeister an die Spitze der
Stadt berufen, wurde er zweimal wiedergewählt, ein zuverlässiger redlicher Mann,
jeder leeren Rhetorik abhold, der von seinem Berater und Förderer gelernt hatte,
daß man schnell erfassen, sich mit dem Möglichen arrangieren und verantwortungsbewußt
entscheiden müsse. Am Haus hat er, soweit bekannt, kaum Änderungen
vorgenommen und lediglich die Gesellschaftsräume den neuen Funktionen angepaßt
.64 Er war ein badischer Bürger seiner Zeit, liberalkonservativ, das Erbe der
Aufklärung pflegend, Neuem aufgeschlossen und sparsam.

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