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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
104.1985
Seite: 207
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1985/0209
Haupthaus wurden einzelne Fenster in der Gauchstraße geschlossen und ihre Nischen
als Wandschränke der Wohnungen bzw. der Buchhandlung ausgebaut, eine
kleine Wohnung im Dachstock für einen Bediensteten vorgesehen. Weder in den
Wohnungen noch in der Buchhandlung wurden wesentliche Eingriffe in die Bausubstanz
vorgenommen, die Generallösung unterblieb, mit einer Ausnahme. Das
Erdgeschoß in der Kaiserstraße erhielt ein völlig neues Gesicht. Die Fenster wurden
zu Schaufenstern erweitert, eine historistische, den zeitgemäßen Vorstellungen entsprechende
Kalksteinfassade wurde vorgeblendet, die mit den Büsten von Äschylos,
Cicereo, Goethe, Schiller und Herder versehen war (Abb. 6). Später wurden noch
an den Pfeilern Schaukästen im selben Stil angebracht.

Mit dieser Fassade65 setzte Friedrich Wagner d. J., von befreundeten Künstlern
bestärkt, Akzente, die der Entwicklung der Stadt Vorgriffen. Weniger glücklich war
der Bau der Druckerei, deren statische Mängel alsbald korrigiert werden mußten
und die keinerlei Ausdehnungsmöglichkeiten hatte. Wagner hat daher auch weitergreifende
Pläne konzipiert, die aber nach seinem unerwarteten Tode 1877 von seinen
Erben nicht mehr weiter verfolgt wurden.66 Die Breisgauer Zeitung nahm unter
dem neuen Redakteur Dr. Bissing, der gegenüber der Redaktionsstube im 2. Obergeschoß
die 3-Zimmerwohnung bewohnte, einen kräftigen Aufschwung. Die Erben
Friedrich Wagners trennten sich allmählich von ihren Unternehmen und zogen sich
ins Privatleben zurück. Das Haus behielten sie. Druckerei und Zeitung wurden
1899 verkauft und wurden verlegt. Die Räume wurde in schneller Folge an verschiedene
Gewerbetreibende ohne Instandsetzung vermietet, bis sie ab 1911 der
Buchhandlung als Lagerraum dienten. 1906 hatte nämlich deren langjähriger Geschäftsführer
Carl Zimmer sie samt Verlag erworben, 1911 das Haus als Ganzes
gemietet, war selbst in die Wohnung im 1. Obergeschoß, die bis dahin der Stadtarzt
Dr. Brodersen innehatte, eingezogen und hatte sie gegen den Hinterbau erweitert
. Für die Eigentümer war folgerichtig das Haus ein Renditeobjekt. Der tüchtige
und erfolgreiche rastlos tätige Mieter wurde in seinen Aktivitäten nach Krieg und
Inflationsverlusten vor allem durch Mietverträge von sehr kurzer Dauer eingeschränkt
. Zu groß war damit das Risiko von für die wirtschaftliche Nutzung nötigen
Investitionen, die die als Fehlplanung erkannte Lösung des Bauvorhabens VI
korrigiert hätten. 1933/34 ließ Med. Rat Dr. Locherer, der nunmehrige Sprecher
der Erben Wagner, Dach und Hausanstrich erneuern unter Inanspruchnahme von
Arbeitsbeschaffungsmitteln. Er und Karl Zimmer d. J. fanden 1935 einen tragbaren
Kompromiß für künftige Mietverträge, der schrittweise kleinere Investitionen
ermöglichte, bei aller Vorsicht, denn an die berüchtigten 1 000 Jahre glaubte damals
keiner der Beteiligten. Als 1938 die Sparkasse Interesse zeigte, hatte sich die
politische Lage bedrohlich verschärft. Wollte man die Probleme des Hauses lösen,
dann war ein Umbau nötig, der einem totalen Neubau gleichkam. Die Familie
Zimmer verzichtete daher auf ihr Vorkaufsrecht und zog es vor, sich mit der Sparkasse
zu arrangieren.

Als die Häuser statt der alten sprechenden Namen Nummern erhielten, trug das
Haus zunächst die Nummer 799, wurde es später Kaiserstraße 50, dann Kaiserstraße
52 und schließlich Adolf-Hitler-Straße 186. Die alte Tradition des Hauses
wurde baulich, wie schon Geiges andeutete, 1863 für Außenstehende beendet. Wel-

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