http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1985/0308
Geschichtswissenschaft wird so zur Human Wissenschaft, die das Individuum „in die Lage
versetzt, sich als »Eingreifender* und Agierender zu verhalten und zu verstehen" (S. 112).
Angesichts des vielerorts vorhandenen Bestrebens, in die Geschichte „vor Ort" einzudringen
, um ein Undefiniertes Geschichtsbewußtsein zu beweisen oder zu befriedigen, verlangt
Zang den Wandel des Historikers vom dozierenden Lehrer, der in der Regionalgeschichte nur
Belege für seine Thesen sucht, zur „Hebamme", die den Beteiligten selbst zu ihren Früchten
verhilft.
Diese Form der Aufarbeitung von Geschichte bleibt methodenbedingt auf die letzten 200
Jahre beschränkt, weil hier die Quellen — Zeitungen, Erinnerungen und Gespräche — sprudeln
. Einen neuen Ansatz für die Regional- und Alltagsgeschichte, beispielsweise des Mittelalters
, kann Zang nicht andeuten.
Theoretische Erörterungen zu beurteilen heißt, offengelegte und unausgesprochene Glaubenssätze
zu bewerten. Das soll hier unterbleiben, denn die Diskussion lebt von solchen Bekenntnissen
.
Ich möchte das Buch allen, die sich für den Sinn von Geschichte in der heutigen Zeit und
die sich daraus ergebende Auseinandersetzung zwischen sozialwissenschaftlicher Geschichte
(z. B. H. U. Wehler in der ZEIT vom 3. Mai 1985) und den Regional- und Alltagshistorikern
interessieren, empfehlen. Besonders Autoren von Heimatgeschichte sollten sich mit diesem
teilweise wissenschaftlichen Text befassen — sie dürften es nicht bereuen.
Clemens Rehm
Robert Feger: Burgen und Schlösser in Südbaden. Eine Auswahl. Mit 75 Schwarz Weiß- und
8 Farbtafeln nach Fotos von Willy Pragher und anderen. Verlag Weidlich, Würzburg 1984,
312 S.
Die burgenkundliche Literatur über den südwestdeutschen Raum hat in den letzten Jahren
, dem zunehmenden Interesse der Öffentlichkeit an dieser Thematik entsprechend, eine
stetige Ergänzung erfahren. Dabei stehen neben der Wiederauflage älterer (auch veralteter!)
Titel, wie den Werken von A. v. Cohausen, B. Ebhardt, J. Naeher, M. v. Ring, F. Wolff -
um nur einige Autoren zu nennen — auch Neuerscheinungen, die ganze Landschaften auf
repräsentative Burg- und Schloßanlagen hin durchmustern.
Der früher in Frankfurt/Main, jetzt in Würzburg ansässige Verlag Weidlich, von jeher
einer der rührigsten in diesem Genre, legt nun in seiner neuen Burgen- und Schlösser-Reihe
den schon seit längerem angekündigten Südbaden-Band vor. Sein Autor ist der Freiburger
Landeskundler, Hebelforscher und Bibliothekswissenschaftler Robert Feger, der schon 1978
in einem eher populär gehaltenen Bändchen, „Ritter, Fürsten und Melusinen. Geschichte
und Geschichten von Burgen und Schlössern in Südbaden", einen Burgenführer des Oberrheinlandes
veröffentlichte. Waren es damals 17, so stellt Feger jetzt eine Auswahl von
31 Objekten aus dem südlichen Baden (vom Hochrhein bis zur Kinzig) vor. (Das Vorwort
spricht von 30, das Inhaltsverzeichnis nennt 31 Anlagen: Meersburg ist mit Bischofsburg und
Barockschloß zweifach vertreten.)
Die Anordnung erfolgt alphabetisch (Beuggen bis Wildenstein). Eine solche Auswahl
bleibt notgedrungen subjektiv; ein Vielfaches wäre darstellbar. Feger nennt als Kriterien seiner
Auswahl: „Außerordentliche Lage, baugeschichtliche Bedeutung, historische Wichtigkeit
, kunsthistorische Einzigartigkeit ...; allzu Gängiges und kommerziell-touristisch Überlaufenes
wurde vermieden." (S. 7) Gerade bei diesem Kriterium aber bleibt das Buch inkonsequent
: Mit dem einzigen Objekt unter den Hegauburgen, dem Hohentwiel, „eine der
meistbesuchten Stätten Süddeutschlands", (S. 110) durchbricht der Autor seine Vorgabe. Für
die in der Hochsaison von Besuchermassen frequentierte alte Meersburg gilt ähnliches.
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