Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1986/0037
sichtlich auch die topographische Situation des Geländes außer Acht läßt; denn es
ist eigentlich nicht zu erklären, warum die Stadtanlage nicht in das genaue Zentrum
der Festungsanlage gerückt ist, die drei Brücken über den Graben keinen Bezug zu
den vorhandenen Stadttoren nehmen und der Verlauf von Bretten- und Mühlenbach
keinerlei Berücksichtigung findet. Sollte eine Realisierung des Emmendinger
Festungsplanes etwa von vornherein nicht beabsichtigt gewesen sein? Beachtlich
sind auf jeden Fall die Ausmaße des Festungswerkes insgesamt, die uns gerade in
diesem Vergleich der Größe der Stadtanlage Emmendingens und der dort ausgeführten
Ummauerung mit den Dimensionen der geplanten Befestigungsanlage
nachdrücklich vor Augen geführt werden. Daß diese Größenverhältnisse zwischen
den Möglichkeiten einer mittelalterlichen Stadtmauer und dem modernen Bastio-
närsystem schließlich „völlig normal" wurden, zeigen die realisierten Festungsanlagen
des 17./18. Jahrhunderts.140

Doch wenden wir uns zunächst dem Entwurf Schochs selbst zu: Das Trace seines
Systems besteht aus einem regelmäßigen Vieleck mit sieben Ohrenbastionen in
lückenloser Front. Auf der Zeichnung erkennt man links oben das gestrichelte
Rechteck eines „Tummelplatzes", das in etwa der Nord-Süd-Ausrichtung entspricht
. Wir benutzen diese Ortsangabe als Ausgangspunkt zur Numerierung der
Bastionen und Kurtinen entgegen dem Uhrzeigersinn, d. h. die Kurtine unterhalb
des „Tummelplatzes" nennen wir Kurtine 1, die links davon befindliche Bastion die
Bastion I. Das Vieleck des Grundrisses ist nach folgendem System aufgebaut: Die
zwei kleineren Bastionen I und II bilden die Nordfront und werden durch die Kurtine
2 miteinander verbunden. Im Kehlwinkel von 120° schließen sich daran die
Kurtinen 1 im Osten und 3 im Westen an. Die Kurtinen 1 bis 3 sind im Vergleich zu
den Kurtinen 4 bis 7 etwas kürzer. Die anschließenden Bastionen III und VII bilden
allein einen stumpfen Bastionwinkel von 120°, während die anderen einen fast
genau rechten Winkel zu ihrer jeweiligen Face bilden. Im Kehlwinkel von 150°
folgen die Kurtinen 4 und 7, an die sich die Südfront anschließt. Diese besteht aus
den drei größten Bastionen IV bis VI, wobei die südliche Bastion V im Kehlwinkel
von 110 ° auf die Bastionen IV und VI führt. Diese wiederum schließen im Kehlwinkel
von 120 ° auf die Kurtinen 4 und 7. Daraus ergibt sich eine Klappsymmetrie
der Gesamtanlage auf der ungefähren Längsachse Nord-Süd.

Die Bastionen lassen sich zwar zu den Gruppen I, II und III, VII und IV, V, VI
ordnen, sie entsprechen jedoch einheitlich dem Typ der offenen Ohrbastion, d. h.
mit freiem Zugang zu den zurückgezogenen Kurtinen. Das Ohr schließt sich jeweils
an die Face der Bastionen am Schulterpunkt an und wird in Form eines Kastens
durch Zurückziehung des hinteren Teils der Flanken gebildet. Der Flankenwinkel
beträgt hier stets 90 °. Vom Innenhof bzw. Bauhorizont, führt jeweils eine Treppe
auf die Bastionen und auf den Wallgang, der umlaufend durch eine breite, mehrstufige
Brustwehr an der Feldseite geschützt ist. Drei schmale Brücken führen von
den Kurtinen 2, 4 und 6 über den Graben. Das jenseitige Profil der Trace ist nicht
fortgesetzt, d.h. es fehlt hier der zu erwartende gedeckte Weg und das Glacis, das
eigentliche Vorfeld der Befestigungsanlage, welche hier zudem durch das Fehlen
eines Bastions- oder Kurtinenkavaliers vereinfacht ist. Insgesamt jedoch entspricht
die Anlage der entscheidenden Funktion eines Bastionärsystems, das durch Kreuz-

35


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1986/0037