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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1986/0038
feuer von Geschützen sowohl die gegenseitige Bestreichung der Bastionen als auch
die der zwischen ihnen liegenden Kurtinen ermöglichen soll, die „letzte und konsequenteste
Durchbildung des Flankierungsprinzips".141

Mit diesem Entwurf einer bastionierten Befestigungsanlage für Emmendingen
knüpft Schoch unmittelbar an ein berühmtes Vorbild an, das noch zu seinen Lebzeiten
für großes Aufsehen im deutschsprachigen Raum gesorgt hatte: das Werk
„Architectura von Vestungen" (Straßburg 1589) von Daniel Speckle (Specklin), der
erste Traktat in deutscher Sprache, der über das Bastionärsystem für Idealstädte,
Stadtbefestigungen und Burgen handelt.142 In seinem Werk sammelte und kommentierte
Speckle (1536— 1589) die Erfahrungen seiner Reisen, Studien, Stadtbau- und
Kriegsbaumeistertätigkeiten und setzte sich auch intensiv mit den Theorien Dürers
und besonders den Nachteilen der älteren italienischen Befestigungsmanier auseinander
. Es kann an dieser Stelle nicht weiter auf die Systeme und Theorien Speckies
und seiner Bedeutung für die Festungsbauten des 17./18. Jahrhunderts eingegangen
werden, die in fast jeder Arbeit über die neuzeitliche Befestigung zitiert werden.143
Eine Untersuchung sei jedoch hervorgehoben, die entscheidenden Anteil an
unserem Verständnis von den Prinzipien dieser Systeme hat, die „Geschichte der
beständigen Befestigungen" von Alexander von Zastrow (1801 — 1875), um 1835.
In Zastrows Buch, Tab. III, ist Speckies 1. Manier exakt rekonstruiert, berechnet
und beschrieben.144

Den Einfluß Speckies auf den Entwurf Schochs macht der Vergleich mit dem
„Kupferblatt 8" in der Veröffentlichung von 1589 deutlich (Abb. 17). Auf diesem
Blatt hat Speckle in sieben Abbildungen den Prospekt einer Bastion dargestellt, der
in „Cap. XIV, fol. 27b — 29a" beschrieben wird: Wie und warum von eitel
Steinen/ auch von Stein und Erden/ letztlich von eitel Erden zu bauen ist. Die
Zeichnungen Speckies erklären insbesondere das Zusammenwirken zweier Bastionen
gleichen Typs und das fortifikatorische Prinzip der kastenförmig zurückspringenden
Flanken. Diese Manier basiert wesentlich auf seinen Plänen zur Befestigung
Straßburgs von 1585145 und kann als die direkte Vorlage für Schochs Konzeption
angesehen werden. Schoch hat seinen Entwurf um einige Abstriche vereinfacht, wie
oben bereits erwähnt; er übernahm jedoch fast wörtlich die Form der Bastion von
Kupferblatt 8 I (Abb. 17), mit rechtem Bastionswinkel und fehlenden Kurtinen. Im
übrigen scheinen sich die Arbeiten dieser beiden Straßburger Zeitgenossen nicht
merklich befruchtet zu haben. Speckle bleibt weiterhin primär als Festungsbaumeister
ausgezeichnet, während Schoch später vor allem als Architekt ziviler Bauten
hervortrat.

Zum Abschluß sei noch einmal auf die besondere zeitliche Stellung des
Schoch'schen Befestigungsplanes um 1590 hingewiesen, der mit Speckies Plänen
ganz am Anfang der in Süddeutschland im 17. Jahrhundert realisierten Bastionär-
befestigungen steht.146

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