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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1986/0144
Hofstättenzinses sorgte der Schultheiß, der den Zins einsammelte und an den Stadtherrn
weiterleitete.65

Desweiteren erhielt der Stadtherr eine Stadtsteuer uf die stat Kenzingen
und die Lüte da inne, das sie allü iar der Herschaft ze sture geben söltin.66 Die
Stadtsteuer korrelierte mit dem Wachstum der Stadt: Entwickelte sich die Stadt
positiv, sollte auch die Stadtsteuer erhöht werden.

Größere Einnahmen waren auch aus dem wöchentlichen Marktverkehr zu erwarten
. Die auswärtigen Marktbesucher mußten Zoll für ihre Waren bezahlen, der
ebenfalls dem Stadtherrn zugute kam.67 1516 einigten sich Kenzingen und Wolf von
Hürnheim, der als Pfandherr der Stadt Ansprüche auf gewisse Abgaben stellte,
nach einer gerichtlichen Auseinandersetzung dahingehend, daß der Stadt das
S t e 11 g e 1 d auf dem Kenzinger Wochen- und Jahrmarkt allein gehörte, Wolf von
Hürnheim dagegen Bußgelder für gefälschte Gewichte und Maße einziehen
sollte.68 Obwohl diese verschiedenen Einnahmen wohl ursprünglich allein dem
Stadtherrn zustanden, gelang es der Stadt Kenzingen im Laufe der Zeit, einen Teil
der stadtherrlichen Einnahmen an sich zu ziehen. Beispielsweise überließ Herzog
Leopold von Österreich 1369 Kenzingen das U m g e 1 d über Korn und Wein, das
dieses Geld zu der Stadt Bau und Nothdurft verwenden konnte.69 Ein Drittel eines
erbenlosen Nachlasses stand ebenfalls dem Stadtherrn zu.70

Mehrere Anzeichen sprechen dafür, daß die Üsenberger in der Mitte des 13. Jahrhunderts
ihren Interessenschwerpunkt vom südwestlichen und nördlichen Kaiserstuhl
mit dem Markt Endingen als Mittelpunkt71 in das Gebiet um Kenzingen verlegten
. Schon kurze Zeit vor der Gründung der Stadt Kenzingen wurde das beim
Dorf gelegene Frauenkloster Wonnental (Wunnentai apud vil/am Ken-
cingin situm) von den Üsenbergern reich beschenkt und gefördert.72 Offensichtlich
planten die Üsenberger Wonnental als Hauskloster ihrer Familie auszubauen, was
ihnen später auch gelang. Das Kloster profitierte gerade im 13. Jahrhundert vorwiegend
von dem Geschlecht und den in seinem Gefolge stehenden Personen. So ließen
die Üsenberger auch Jahrzeiten im Kloster begehen und wählten es als Grablege.73
Das Zinsbuch des Klosters von 1475, das auf Notizen aus der Zeit kurz nach 1300
zurückgreift, führt Schenkungen der Üsenberger auf.74 Weibliche Mitglieder des
Geschlechts traten ins Kloster ein und stellten mit Anna eine Äbtissin.75 Die Gründung
der Stadt nahe dem Kloster steht beispielhaft für die enge räumliche Verbundenheit
von Herrschaftsmittelpunkt und Hauskloster während des Mittelalters.

Der Stadtherr verlegte nach der Gründung der Stadt seinen administra-
tivenMittelpunkt ebenfalls in die gut geschützte Siedlung. Ein Hof der
Herrschaft läßt sich erst in der Zeit des Markgrafen Heinrich von Hachberg,
dem Nachfolger der Üsenberger als Stadtherr, belegen. 1354 sprach der Markgraf
erstmals von unserem hoffe, den wir ze Kentzingen haben.16 Mit Hilfe einer
Urkunde vom 25. September 1364 läßt sich dieser Hof, der vermutlich von den
Üsenbergern angelegt und genutzt wurde, näher lokalisieren: Der Markgraf zahlte
damals jährlich 2 Pfund Pfennig von unserm hof den wir ligende haben ze Kentzingen
in der stat gegen der müli über11 der wohl im nordwestlichen Teil der Stadt
lag. Neben dem Hof verfügte die Herrschaft mindestens noch über ein Haus in
der Stadt, das wahrscheinlich von einem Üsenberger erbaut wurde. 1343 ver-

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