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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1986/0146
zum Hauskloster erfolgte.87 Die unmittelbare Nähe des Grafen von Freiburg, der
gerade das Dorf Hecklingen mit der Burg Lichteneck befestigte, und die Wirren der
Zeit haben wohl Rudolf II. von Osenberg bewogen, unterstützt vom Straßburger
Bischof, der einen weiteren Stützpunkt zwischen seinem Einflußbereich und dem
des Grafen von Freiburg nur begrüßen konnte, die Stadt Kenzingen als militärische
Bastion zu errichten. Dabei war im 13. Jahrhundert die Gründung
einer Stadt vorteilhafter als die Errichtung einer Burg, da in einer Stadt mehr
Menschen leben konnten, was deren Verteidigungskraft zugute kam. Außerdem
trug sich eine Stadt finanziell selbst und mußte nicht vom Stadtherrn unterhalten
werden.88

Rudolf von Osenberg versprach nach dem Freiburger Vorbild allen Marktbesuchern
Frieden und Sicherheit. Jeder, der auf dem Weg vom und zum Markt be-
raubt wurde, konnte vom Usenberger die Wiederbeschaffung der verlorengegangenen
Güter oder eine entsprechende Entschädigung erwarten, sofern er den Täter
namentlich nennen konnte. Diese Bestimmung richtet sich wohl weniger gegen
Diebe und Räuber, sondern scheint, ähnlich der Situation bei der Freiburger
Marktgründung 1 120,89 eine Reaktion auf die spezielle politische Situation zur
Mitte des 13. Jahrhunderts zu sein. Kriegerische Auseinandersetzungen der damaligen
Zeit und die Tatsache, daß Kenzingen eigenmächtig und ohne Zustimmung des
Königs errichtet wurde, konnte andere weltliche und geistliche Herrschaftsträger
ermutigen, Kaufleute oder Käufer vom Kenzigner Markt abzuhalten. Für den
Stadtgründer war es aber besonders wichtig, den Marktverkehr auch in unsicheren
Zeiten aufrecht erhalten zu können. Aufgrund des Vorbilds des Paragraphen im
Freiburger Stadtrecht darf man diese Bestimmung allerdings nur äußerst vorsichtig
interpretieren, da nicht auszuschließen ist, daß einzelne Passagen aus Freiburg un-
reflektiert abgeschrieben wurden.

Die deutsche Stadtrechtsurkunde von 1330 betont gleich zu Beginn, daß der
Üsenberger ein vesti machen wolt mit muren und mit graben wol bewart.90 Die neuangelegte
Stadt konnte dabei unter Ausnutzung des Verlaufs der Elz wesentlich besser
als das Dorf mit seinen teilweise zerstreut liegenden Einzelsiedlungen gesichert
werden. Wahrscheinlich wurde die kleine Elz, die die Stadt umfließt, vom Stadtgründer
künstlich angelegt, um Kenzingen allseitig durch einen Wassergraben zu
schützen.91

Die Erhebung des Dorfes Kenzingen zur Stadt hätte auch erhebliche rechtliche
Probleme und Auseinandersetzungen mit anderen Herrschaftsträgern im Dorf nach
sich gezogen. Denn nur uf sinem eigen gründe92 durfte der Üsenberger eine Stadt
errichten. Bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts war es ihm trotz seiner starken Stellung
offensichtlich nicht gelungen, sich gegenüber Andlau, Einsiedeln und anderen
weltlichen und geistlichen Herren vollständig durchzusetzen, wie dies weitgehend
seinem Nachfolger 1285/86 bei der Erhebung des Dorfes Endingen zur Stadt gelang
.93

Bei der Errichtung der Stadt Kenzingen liegt eine Verknüpfung von
wirtschaftlichen, politisch- administrativen und militärisch
-strategischen Motiven vor, wobei den letztgenannten sicherlich
eine besondere Bedeutung zukam.933 Bei alldem darf nicht außer acht gelassen wer-

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