Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1986/0223
Der Waldkircher Psalter

Nicht allein seiner vorzüglichen Illustrationen wegen ist der jetzt in der Württembergischen
Landesbibliothek in Stuttgart aufbewahrte Psalter ein bemerkenswertes Werk
unter den lateinischen illuminierten Handschriften des 13. Jahrhunderts.17 Das Buch
ist auch für die Geschichte des St. Margarethenklosters von großer Bedeutung. Es ist
außer der kaiserlichen Buchspende der kümmerliche Rest aus dem Bücherbestand
des einst hochangesehenen Reichsklosters der uns erhalten geblieben ist. Auf 180
Blättern enthält es Gesänge, die uns für die Musikpflege ein beredtes Zeugnis geben.
Der Psalter ist ein Sammelband mit den 150 Psalmen des Alten Testaments, die im
kirchlichen Stundengebet, wie auch in der Liturgie der Messe gesungen oder rezitiert
werden.

Der Waldkircher Psalter ist auf Pergament geschrieben. Das Buch enthält 180 Blätter
im Format 21,2 x 15 cm, 18 Zeilen 1 col. mit 13 ganzseitigen Miniaturen und 8
ganzseitigen Initialen 14,4 x 10,5 cm18. An die Stelle der im 10. Jahrhundert allgemein
verbreiteten Notenschrift aus Neumen, wie sie in der mittelalterlichen „Grego-
rianik" vorkommt, war im 13. Jahrhundert die sog. Mensuralnotation entstanden, die
in folgerichtigem Ausbau zur Grundlage unserer heutigen Notenschrift geworden ist.
Das Buch muß sich bereits 1581 im Besitze des Klosters Zwiefalten befunden haben.
Abt Georg Rauch (1578/96) hatte es neu einbinden lassen. Durch die Säkularisation
kam das Werk sodann in die Württembergische Staatsbibliothek in Stuttgart.

Auf Folio 1 befindet sich ein alter Besitzeintrag, der auf Waldkirch hinweist. Er
lautet: Ladislaus r(ec)tor ecclesie S. Martini prope Waldkirch und festum Agate ubi
sit nona luna requiere. Die Person des früheren Besitzers ist hinlänglich bekannt, es
war der Pfarrektor Ladislaus von Blassenberg, der 1397 die Martinspfarrei antrat.
Nachdem Ulrich von Valkenstein auf diese Pfründe verzichtet hatte, bewarb sich
Blassenberg bei Papst Bonifatius IX. um die freie Stelle. Mit dieser verbunden war
seit alten Zeiten das Amt eines Kaplans am St. Margarethenkloster. Der Name ist
auch in dem Gesuch vom 11. Januar 1397 nicht exakt wiedergegeben. Richtig hieß der
Mann Ladislaus Dupfen gen. der Blassenberger oder de Blassenberg. In dem nur
fragmentarisch erhaltenen Einweisungsschreiben des Papstes ist als Datum nur der
Monat Juni sicher festzustellen. Nach Dickau spricht nichts dagegen, daß die im Sup-
plikenregister genannte Jahreszahl 1397 als Ausstellungsjahr anzunehmen ist.19 Der
einzige örtliche Hinweis aus dieser stark zerschnittenen Rapsturkunde ist die Stelle
in der es heißt: (dilicte) filie Anna abbatisse monasterii (sancte Margarethe apud
Waldkilch). Diese Äbtissin war eine Gräfin von Sulz (1380 — 1397). Mit der Einsetzung
in die Pfarrei hatte der Papst den Offizial der Basler Diözese beauftragt. Außer
Blassenberg waren auch die anderen Waldkircher Pfarrer, der von St. Peter und der
von St. Walburga, Klosterkapläne und hatten Sitz und Stimme im Kapitel.

Nachdem das Kloster nach dem Tode der Äbtissin Agatha von Usenberg, 1430,
keine Frauen mehr hatte und nur die drei Kapläne übrig geblieben waren, kamen
diese mit dem Schirmvogt Hans Werner von Schwarzenberg überein, das total verarmte
Kloster in ein weltliches Chorherrenstift umzuwandeln. Zu der Zeit hatte gerade
das Konzil in Basel begonnen. Dorthin wandten sich Schirmvogt und Kapläne
samt Mannen und Meiern des bisherigen Frauenklosters. Am 6. November 1431 ver-

221


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1986/0223