Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1986/0231
Instrumentalmusik

Bernd Sulzmann ist in seinen Studien auch der Frage nachgegangen, seit wann die
Stiftskirche von St. Margarethen zur Begleitung des Gesanges eine Orgel ihr eigen
nannte. Hiernach wird um 1450 eine Orgel erwähnt, die an Sonn- und Feiertagen von
Organisten aus Breisach und Freiburg gespielt wurde. Ca. 1530 soll ein Orgelneubau
stattgefunden haben und 1578 wurden bei einer Erneuerung der Orgel drei neue Blasebälge
eingebaut und das Werk wieder gestimmt.38

Eine Weiterentwicklung der Instrumentalmusik wurde durch die Kriegs- und Nachkriegszeiten
des Schwedisch-Französischen Kriegs total unterbunden. Wie nicht anders
zu erwarten, hat auch das Stift hohe Verluste erlitten und war nicht allein an zeitlichen
Gütern verarmt, sondern auch an Menschen. Der schon früh feststellbare
Wille zu einem Neubeginn zeigt sich darin, daß es am 22. Januar 1646 den Versuch
unternahm, Unterricht und Musikpflege wieder aufzunehmen. Es beauftragte den
Balierermeiser Jakob Streilin, der seit etlichen Jahren als Sigrist treulich gedient
hatte, mit dem Schulunterricht und mit der Leitung des Chorgesanges.39 Wenn nun
ein biederer Handwerksmeister zu einem solchen Amt berufen wurde, ist dadurch
nicht auf eine Notlösung zu schließen, sondern auf eine Frucht der alten Schule durch
die auch Handwerkersöhne so herangebildet worden waren, daß sie befähigt erschienen
, in späteren Jahren eine Lehrtätigkeit auszuüben. Die Zeiten besserten sich nach
dem Westphälischen Frieden nur sehr zögernd und wurden bald durch die Kriege
Ludwigs XIV. weiterhin verschlechtert. Dem Stift wurde es schwer seine gottesdienstlichen
Aufgaben wieder in früherer Weise aufzunehmen. Natürlich gab es auch
jetzt mißgünstige Leute genug, die keine Gelegenheit vorbeigehen ließen ohne mit
Fingern auf die bedauerswerte Lage zu deuten, nicht um mitzuhelfen sie zu bessern,
sondern, soweit es Herrschaftsbeamte waren, das Stift aus unschwer zu erratenden
Gründen bei der V. O. Regierung anzuschwärzen. Diesen anhaltenden Querelen verdanken
wir jedoch den Einblick in das Geschehen jener bitteren Jahre in der zweiten
Hälfte des 17. Jahrhunderts. Wir beschränken uns hier allein auf die Beschwerden,
die den Gottesdienst und die Pflege des Gesanges betreffen. Der Obervogt Franz
Christoph, Bapst von Staffelfeiden und sein Amtmann Balthasar Jacob Sulger führten
bei der V. Ö. Regierung und Kammer am 22. Mai 1669 Beschwerde über den Dekan,
der als Rektor des Chores fehle. Gerber und Schmiede seien Kapläne, vor dem (Ge-
sangs)pult vertreten ein oder zwei Baliererbuben die Chorales. In der Gegendarstellung
vom August 1669 wies das Stiftskapitel mit gutem Recht darauf hin, daß die
Amtleute, wenn sie von dem Gottesdienst vor dem Krieg reden, reden wie der Blinde
von der Farbe. Statt, wie angegeben, seien nie 4 sondern jeweils nur 2 Choralisten
vorhanden gewesen. Jetzt aber sei es schwer Kindern den Kirchengesang lernen zu
lassen, weil die Eltern daran keine Lust mehr zeigten. Kaum können die Kinder einen
Buchstaben schreiben, nehmen sie die Eltern aus der Schule und behalten sie daheim
für ihr Handwerk. Daß bisher der Gesang der Tageszeiten und der Messe nicht wieder
wie früher eingeführt wurde, sei kein Versäumnis der Priesterschaft gewesen. An
Sonn- und Feiertagen helfen weltliche Hilfskräfte, die vom Stift hierfür besonders besoldet
werden. Gleichwohl sei der Propst bemüht, das Stift gesund ad modernum
numerum den vorigen cantum in chori zu restituieren. Es sind gottlob noch Leut

229


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1986/0231