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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1986/0262
so sind offensichtlich die Waldkircher in höchster Bescheidenheit verblieben. Zugegeben
, es kommt in jedem Falle auf das musikalische Können an, mit dem sich Staat
machen läßt und die Waldkircher Stadtmusik hatte es bis dato nicht nötig sich ein falsches
historisches Mäntelchen umzuhängen. Dennoch ist es nicht uninteressant zu erfahren
, wie die Falschdatierung zustande kam. Es war das Jahr 1896. Der Breisgau-
Markgräfler-Musikvereinsverband war daran, in Waldkirch sein 4. Gaumusikfest zu
feiern. Das besannen sich die Waldkircher darauf, ob sich dieses nicht mit einem
Jubiläum ihrer Kapelle verbinden ließe. Wer aber war im Stande dies mit Sicherheit
zu sagen? Der Altmeister Kienzle und alle seine Kameraden lagen auf dem Friedhof
bis auf einen. Es war dies der Marktmeister Erhard Schill, der in Biel (Schweiz) seinen
Lebensabend verbrachte. Er wurde angeschrieben und gab prompt zur Antwort,
er sei als Gründungsmitglied im Jahre 1836 der Musik beigetreten. Niemand war damals
in der Lage die Richtigkeit dieser Behauptung zu prüfen. Also war man froh
und glücklich, ein rundes Jahr für eine Jubelfeier zu finden — und dabei blieb es bis
zum heutigen Tag. Die Musik hat wie jede andere Einrichtung dieser Art viele
Stürme über sich ergehen lassen müssen, doch dieser Irrtum ist ihr nie zum Nachteil
geworden.

Die Bürgermilitärmusiker hatten Tritt gefaßt und alles lief wieder wie zuvor. Nur
mit der Vergütung des Kapellmeisters wollte es nicht klappen. Aus der Gemeindekasse
erhielt er jährlich ganze 5 Gulden. Das war natürlich für die viele Mühe herzlich
wenig. Ein Gesuch ihm monatlich 5 Gulden zukommen zu lassen wurde 1837
mit der Begründung abgelehnt, es stehe nicht in der Zuständigkeit des Gemeinderats
ein ständiges Salär zu bewilligen. Dieser Beschluß ist insofern aufschlußreich, weil
er zeigt, daß die Bürgermilitärmusik noch nicht eine städtische Einrichtung war. Die
Musikproben fanden zu jener Zeit im Gasthaus zum „Bären" statt. Damals wie heute
wurde im Musikkorps auch Geselligkeit gepflegt. Wäre dabei alles reibunglos abgelaufen
, wüßten wir nichts von dieser kameradschaftlichen Verbundenheit der Musiker
unter sich. Da unternahmen die Bürgermilitärmusiker, wahrscheinlich in Zivil,
im Sommer 1842 eines schönen Sonntags einen Ausflug nach Elzach. Sie fuhren, wie
damals üblich, auf Leiterwagen und es herrschte, wie es scheint, eine nicht nur fröhliche
, sondern reichlich übermütige Stimmung. Auf der Rückfahrt kam es zu einer
handfesten Auseinandersetzung. Kapellmeister Carl Kienzle und sein Freund, der
Gerber Kreuzer, saßen auf dem Kutschersitz und machten sich dabei ein Vergnügen
daraus den vorübergehenden Bauernmädchen mit der Peitsche die hohen Strohzyliner
vom Kopf zu schlagen. In Niederwinden wurden die frohen Zecher mit Steinen empfangen
. Ein Klarinettist, der Seifensieder Franz Xaver Schindler, erhielt einen Streifschuß
am Kopf, den ein rabiater Bauernbursche abgefeuert hatte. Er war eine Weile
bewußtlos. Ein Messerheld unter den Angreifern wurde überwältigt, gewaltsam aufgeladen
und mit lautem Hallo nach Waldkirch gebracht. Erst andern Tag setzten ihn
die Musikanten wieder in Freiheit.108

Die Bürgermilitärmusik in Waldkirch stand offensichtlich in gutem Ansehen, was
zur Folge hatte, daß sie aufgefordert wurde beim Besuch des Großherzogs auf der
Hochburg am 13. Juli 1842 zu konzertieren. Kurze Zeit später, am 8. August 1842 erschien
der Landesvater auf seiner Landesbereisung auch in Waldkirch und wurde
unter musikalischer Mitwirkung mit allen ihm zustehenden Ehren empfangen. Mit

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