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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1986/0271
herumzuplagen. Doch statt ganz aufzuhören, ersann er einen Plan, der ihm geeignet
erschien, neues Leben in die Gesangspflege zu bringen. Er versuchte durch einen Zusammenschluß
der Gesangvereine von Elzach und Waldkirch im Jahre 1844 eine
Wende herbeizuführen. Bei diesem als „Liedertafel des Elztals" gedachten Zusammenschluß
war daran gedacht, abwechslungsweise im unteren und im oberen Elztal
alljährlich mehrmals gemeinsame gesangliche Aufführungen zu veranstalten. Bereits
hatte er Statuten entworfen, die bei der Generalversammlung des Waldkircher Vereins
am 14. Januar 1845 angenommen worden waren, da machte das Schicksal diesem
ebenso trostlosen wie merkwürdigen Zustand ein unerwartetes Ende. Kaplan Grafmüller
bekam die Stadtpfarrei Mahlberg übertragen und zog von Waldkirch weg. Die
Liedertafel war gestorben und Carl Kienzle kam wieder der wenig dankbare Auftrag
zu, aus dem schwindsüchtigen Gesangsverein das Beste zu machen.

Franz Joseph Grafmüller wurde in Freiburg als Sohn des in Waldkirch geborenen
Diuristen und späteren Oberrechnungsrats Joseph Grafmüller und seiner Gemahlin
in II. Ehe Creszentia Reisacher am 30. September 1803 geboren. Er besuchte da
Lyzeum seiner Vaterstadt und studierte zunächst einige Semester Philosopie und anschließend
katholische Theologie. 23jährig konnte er noch nicht zum Empfang der
höheren Weihen zugelassen werden und wurde von der Kirchenbehörde ein Jahr
beurlaubt. Diese Zeit verwendete er zu Reisen in der Schweiz, Italien und Osterreich.
In Wien, wo Beethoven und Schubert auf der Höhe ihres Ruhmes standen, lernte er
Konradin Kreutzer kennen. Nach Hoch soll er in der Donauestadt begonnen haben,
sich an kleinere Kompositionen zu wagen. Sein Erstlingsstück ist eine Sammlung von
24 Walzern fürs Fortepiano, die er im Eigenverlag herausgab.118 Der junge Komponist
nannte dieses Werk Erato. Die Lithographie besorgte nach der Aufschrift des
Deckblattes J. Feser in Freiburg. Es war für 1 fl. 12 Kreuzer im Handel zu erwerben.
Das Jahr der Herausgabe ist nicht angegeben. Der junge Pianist und Violinspieler
wurde am 24. September 1826 zum Priester geweiht. Nach Vikarsjahren in Herbolzheim
und Endingen wurde er Pfarrverweser in Munzingen und Neukirch und im November
1835 Kaplaneiverweser in Waldkirch. Dort wirkte er segensreich bis 1845.
Die weiteren Stationen seines Priesterlebens führten ihn zunächst nach Mahlberg,
dann 1849 nach Ettenheim und schließlich 1862 nach Baden-Baden als Dekan,
Stadtpfarrer und zugleich Schulvisitator. Hochgeehrt starb der Geistliche Rat Joseph
Grafmüller am 1. April 1885 und wurde in der Bäderstadt begraben. Neben Landolin
Siedler, Carl Kienzle und seinem Schüler Theodor Högerich ist Waldkirch auch Josef
Grafmüller großen Dank schuldig.119

Ohne ihren Spiritus rector waren die Eintrachtsänger eine Herde ohne Hirt. Mag
Carl Kienzle als Musiker noch so begabt gewesen sein, gesellschaftlich galt der frühere
Seifensieder und nichtstudierte Musiker dem hochgestochenen Waldkircher
„Bürgerpatriziat" als nicht ebenbürtig. Einmal mehr stand der Verein der Auflösung
nahe. Hinzu kamen die sozialen und politischen Zustände der 1840er Jahre, die allgemein
lähmend wirkten und wenig Mut gaben zu einem Höhenflug in das Reich der
Musen. Am 18. Dezember 1850 war das Ende gekommen. Carl Kienzle verließ den
undankbaren Verein.

Trotz aller Bitternisse ließ sich ein Mann wie er nicht entmutigen, besonders nicht,
wenn es um Musik ging. Zudem waren seine Kräfte im Kirchenchor, bei der Stadt-

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